Der Vierer Diabolical ist mir bisher noch nicht untergekommen. Wenn ihre bisherigen drei Veröffentlichungen allerdings ebenso reinhauen wie die vorliegende Scheibe "The Gallery Of Bleeding Art", haben mysteriöse Kräfte mir hier eine ganz grosse Formation schwedischen Todesbleis in die Hände gespielt, ohne dass ich es weiss.

In wenigen Worten: genialer Death Metal mit sehr vielen thrashigen Frickel-Auswüchsen. Viel interessanter dürfte aber die Langfassung sein. Was noch vorm Einlegen der Scheibe auffällt, ist das sehr aufwendige Artwork. Carl Stjärnlöv hat für jedes Lied ein Bildchen gepinselt, das Ergebnis ist ein Booklet, in dem sich die jeweiligen Visualisierungen gegenüberstehen. Links der Text, rechts das Bild. Letzteres fällt stets sehr apokalyptisch, morbid und furchteinflössend aus. Ob es nun die nuklear dahin schmelzenden biblischen Urmenschen Adam und Eva sind, die man beim Hören und Mitlesen von "Extinction" unwillkürlich mit betrachtet, oder die düstere Adaption von Edvard Munchs "Schrei" bei "Pavor Nocturnus" – Artwork, das wesentlicher, nicht wegzudenkender Bestandteil des Gesamtwerkes ist. Sehr effektiv und vor allem die, musikalisch ohnehin schon starke, Ausdruckskraft unterstützend.
Die typischen Doppelpedale wamsen auf der Trommel rum, eine sehr dominante Snare weist dem Nacken den Weg zu Schweiss und Muskelschmerz – durchaus, dieses Album könnte man verdammt noch mal komplett durchbangen. Die Schwedenbande legt aber merklich viel wert auf progressive Anleihen – leider. Ich habe beim Hören das Gefühl, man versucht zwanghaft nicht langweilig zu wirken und nicht auf einem Riff herumzuhämmern. So baut man unzählige Bridges ein und frickelt hier etwas herum, da mal ein melodischer Break mit Streichinstrumenten (die übrigens real eingespielt wurden, kein Synthiemüll!). Schön und gut, aber die Nerven werden dabei arg strapaziert.

Teilweise jammert das Gehör also ein wenig und sehnt sich nach einfachen, schlichten Linien und leicht verdaulichem Riffing. Wenn die Herren hinter Diabolical dann aber mal den Nagel auf den Kopf treffen, dann volle Pulle. Ich bin sicher, der durchschnittshörer macht den Player nach der Hälfte des Albums aus oder dreht die Lautstärke soweit herunter, dass der Silberling nur noch im Hintergrund wirkt. Das unentschiedene Hin und Her, das vor Modernität strotzt, hemmt den Liedfluss mitunter zu gewaltig, was bei der gigantischen Ideenfülle schade ist. Allein das Konzept haut mächtig rein und Texte sowie Artwork ergänzen sich optimal. Die fürs Auge vorgegebene Ästhetik und Atmosphäre wird akustisch somit leider nicht fortgeführt. Dennnoch, ein Album, dass sicher eine gewisse Schar Bewunderer hinaufzüchten könnte.

Anspieltipps: Extinctions; Ashes IV

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

ViciSolum Productions

Veröffentlichung

4/2009

Format

CD

Land

Genre

Death Metal