Loic Cellier, seines Zeichens Multiinstrumentalist und Kopf, beziehungsweise alleiniger Aktivist, der französischen Celtic Pagan Black Metal-Kapelle Belenos, fristet seit vielen Jahren sein musikalisches Dasein im Schatten des Erfolges und in Diensten diverser obskurer und unbekannter Bands wie Asyndess, Excavation, Despair's Tiny Things, Beer Vomit, Artesia und Nydvind.
Lediglich sein Projekt Belenos hielt er über lange Zeit hinweg auf Kurs und konnte im Jahre 2006 einen ersten ernstzunehmenden Vertragspartner gewinnen:
Adipocere Records nahmen sich seinem Drittwerk "Chants De Bataille" an - der Durchbruch war geschafft.
2007 folgte dann der Wechsel zum deutschen Label Northern Silence Productions und die Veröffentlichung des Viertlings "Chemins De Souffrance", womit Cellier seinen Bekanntsheitsgrad vergrössern und seine Fangemeinde ausbauen konnte.
Grund genug für Northern Silence, sich dieser Tage nochmals dem 2001er Debut-Album "Errances Oniriques" anzunehmen und dieses Prachtstück erweitert um die beiden Bonustracks "Seigneur De L'Obscurité" und "Serment De Vengeance" einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Mir persönlich ist die Originalfassung von "Errances Oniriques" nicht bekannt, daher kann ich nur vermuten, dass die ausbaufähige Tonqualität Grund dafür war, sämtliche Stücke neu einzuspielen.
Und die Mühen haben sich gelohnt:
Wuchtig und doch glasklar schallen die neun Kompositionen aus den Boxen, die trotz ihrer ideellen Ausrichtung hin zum Celtic Pagan stilistisch extrem dem Black Metal anhängen und gut und gerne als nordische Variante des schwarzen Stahls hätten durchgehen können, zumindest während der treibenden Passagen.
Traditionelle Instrumentalbauten - man höre "Voyage Subliminal" - schlagen letztlich doch den Bogen hin zu heidnischen Klanginhalten, nicht aber ohne postwendend von ihrer ruppigen Grundstruktur wieder in Richtung Black Metal gerissen zu werden; der rote Faden spinnt nach und nach einen dichten Teppich und hinterlässt deutliche Muster.
Das Schlagzeug scheppert im Double-Bass-Revier, dazu schrammeln die Gitarren griffige Riffs, melodische Soli und Interludien, vokal verlegt man sich auf puristisches Gekreische und dezente Hintergrundchöre.
Es ist ein bisschen schade, dass Cellier sich nicht zu einem reinen, getragenen Instrumental hat durchringen können, denn auch Tracks wie "En Quete D'Immortalité", die das Zeug dazu gehabt hätten und anfangs auch dorthin tendieren, werden über kurz oder lang aus ihrem Dornröschenschlaf gerissen und ins garstige Bad aus Raserei und Aggression gestürzt.

Letztlich fällt es mir leicht, eine Empfehlung für "Errances Oniriques" auszusprechen, obwohl ich ansonsten kein Freund von Wiederveröffentlichungen dieser Form bin.
Da es aber jedem Anhänger des handwerklich einwandfreien, melodischen Schwarzmetalls möglich sein sollte, sich gewisse Eckpfeiler des Genres in die Sammlung zu holen, war es notwendig, das Album ein zweites Mal aufzulegen.
Auch ohne angekündigten Überhang ins pagane Lager entlockt mir Belenos einen eindeutigen Daumen nach oben!
Und wenn man mit dem nächsten Output noch eine Schippe drauflegen kann, dann stehen alle Türen und Tore offen...

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Northern Silence Productions

Veröffentlichung

7/2009

Format

CD

Land

Genre

Black Metal