Wann endlich wird sie abebben, die unkontrollierte Flut der Viking Metal-Veröffentlichungen, die ausser intensiver Trittbrettfahrerei kein Ziel verfolgen?
Diese Frage bleibt ohne Antwort, denn weiter geht das muntere Scheibenschiessen mit "Back On Ancient Traces", dem Debut von Strydegor, einem Grüppchen norddeutscher Halbwüchsiger, die sich einige Fackeln, ein Schwert sowie das eine oder andere Instrument zugelegt haben, um sich dem Treck derer anzuschliessen, die da wandeln auf den Pfaden der Wikinger.
Schnell waren die Österreicher von CCP Records zur Stelle, um sich der Dienste von Strydegor zu versichern - ein Glücksfall für die junge Formation, wenngleich ein Vertrag bei CCP aufgrund deren Staubsauger-Strategie in punkto Bandsigning kein Adelsprädikat darstellt.
Nun ist es jedenfalls zu haben, das erste Album...

Und es fällt mir schwer, mich negativ über das Tonmaterial auszulassen, denn man hört den Buben an, dass viel Mühe, Herzblut und auch eine gewisse Kreativität in den Kompositionen steckt.
Aber ich kann es mir einfach nicht mehr unbefangen reinziehen, das durchweg standardisierte Wikinger-Gedudel.
Ich registriere tausendmal gehörtes Gitarrengeschreddere, welches sich immerhin zu nachvollziehbaren und stilistisch treffenden Melodien formiert, dazu das obligatorische Schlagzeuggeklopfe und zweigesichtigen Gesang, der dank zweier Kehlen zwischen Schrei- und Grunzstimme pendelt und den Eindruck hinterlässt, die Stimmbänder würden bei weiterer Belastung platzen wie Luftballons.
Lyrisch und thematisch ballert man voll in den Ofen, plaziert Titel wie "Ragnarok", "Ravens Over Midgard", "Baldur's Dreams" und "The Way To Valhall" und treibt mir beinahe Tränen der Verzweiflung in die Augen - warum denn immer die gleiche Leier?
Gute Vierzig Minuten lang plagen sich die Jungens ab, dann hat sich "Back On Ancient Traces" in Wohlgefallen aufgelöst.
Aufgenommen wurde die Platte übrigens nicht in den CCP Studios, sondern in irgendeiner anderen Butze, was man dem schmalen Sound deutlich anmerkt.

Also, Leute, ich würde sagen, ihr sucht euch entweder eigene Ideen oder einen anderen Rezensenten, denn ich entdecke zwar die Fähigkeit, individuelle Ansätze durchscheinen zu lassen und auch die Begabung, das ewig gleiche Süppchen wieder und wieder aufzukochen, aber echter Individualismus sieht anders aus und hört sich anders an, als "Back On Ancient Traces".
Es ist mir klar, dass es im Viking-Bereich schwer bis unmöglich ist, das Rad neu zu erfinden oder zumindest ihm einen neuen Schliff zu verpassen - das darf man insbesondere von einer Rookie-Truppe nicht verlangen.
Aber wenn dieses Vorhaben keine Aussicht auf Erfolg bietet, dann lasse ich doch die Finger davon und murkse nichts Halbgares zusammen, um mit aller Gewalt eine Scheibe auf den Markt zu werfen, oder?

Strydegor haben meine Sympathie, denn die Kerle haben Spass an ihrer Musik - und in einigen Jahren werden sie sich wesentlich reifer anhören.
Momentan fallen sie bei mir allerdings durch - und ich denke, dass dies keine subjektive Ansicht sein dürfte...

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

CCP Records

Veröffentlichung

8/2009

Format

CD

Land

Genre

Viking Metal