Destrage aus Italien haben es nach zwei Demos nun auch zu einer Vollrille gebracht. Unter Coroner Records wollen sich die Herren nun einen Namen in der Szene erknüppeln. Ob das Potenzial dazu vorhanden ist, versuche ich im Folgenden mal auf die Probe zu stellen.

"Urban Being" heisst das Ding und soviel vorab, es bietet viel für die Rübe. Allein am Cover kann man eine Menge rumphilosophieren und interpretieren und vor allem die Texte jonglieren mit ziemlich netten Phrasen, zutreffenden Beschreibungen und bitter zynischer Kritik an Konsum- und Leistungsgesellschaft. Hier sind sogar zitier fähige Verse vorhanden!
Von der gnadenlosen Gesellschaftskritik abgesehen steckt "Urban Being" voller weiterer Häppchen. Denn die musikalische Darbietung der betonfeindlichen Ideologie weiss zu gefallen! Ist aber ebenso schwer einzuordnen. Gewiss, die sehr harten Schlagzeugparts haben viel vom Death Metal, die rasanten Riffs angelehnt an Modern Thrash, das Miteinander der beiden hört sich dann schon wieder an wie Metalcore. Nicht nur die häufigen Breakdowns und Tempowechsel unterstützen diesen Eindruck, auch die Stimme des Mikrofonkriegers Paolo gehört dazu. Die cleanen Gesangsparts, die im Grossen und Ganzen überwiegen, passen schon fast nicht mehr in den Bereich des traditionellen Metal, sind wenn überhaupt vergleichbar mit Chester Bennington von Linkin Park (!!!). Natürlich wird auch geshouted und überhaupt, scheiss drauf – die Melodien wissen, das gesteh ich mir ehrlich ein, wirklich sehr zu überzeugen.

Ganz recht. Melodik spielt bei dieser Gesamtkonvergenz eine erhebliche Rolle. Insgesamt klingt die Musik von Destrage wie Musiksender-Metal ohne Mainstream. Eine härtere Version von all dem modernen Schrott in den Charts. Der Vorteil dieser ist ersichtlich – grossartige Härte mit einem trotzdem enormen Ohrwurmpotenzial und wirklich, hört man sich die Scheibe 2-3 mal an, bleiben sehr viele Schlüsselmotive hängen.
Die Zielgruppe ist damit allerdings auch recht speziell. Man kann dieses Album mit Sicherheit keinem Schwarzherz andrehen, auch Todesbleikämpfer werden es nicht brutal genug finden. Freunde des melodischen Hart- und Metallkern könnten Gefallen daran finden und natürlich wie immer jene experimentierfreudigen, offenherzigen Dunkelseelen da draussen.

Aufmerksamkeit darf man den Italienern hier allerdings definitiv schenken. Ein sehr strukturiertes und durchdachtes Machwerk mit Message hinter der musikalischen Kulisse. Ich wird mir dieses Machwerk in den nächsten Wochen sicherlich noch ein paar Mal anhören und von heute an beim Namen Destrage die Ohren spitzen.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Coroner Records

Veröffentlichung

8/2009

Format

CD

Land

Genre

Death Metal