Na, dass ich so etwas nach knapp 150 Reviews dann doch noch erleben darf. Bisher kam es mir noch nicht unter. Aber mit dem vorliegenden Album der Italiener Nefertum halte ich einen in meinen Händen - einen Spätzünder. Ganz recht.

"Revered Lames" beginnt saumässig. Langweilig. Öde. Und vom angekündigten Symphonic Black Metal kann kaum die Rede sein. Es ist ein bisschen übliches, modernes Gedröhne, dass auch aus skandinavischen Breitengraden stammen könnte. Der Versuch, möglichst progressiv zu klingen ohne dabei grossartig auf Innovation zu achten. So quälen wir uns durch drei absolut überflüssige Songs, die nicht mal Max und Moritz aus dem Getreidesack locken könnten. Mit "Crossdressphyxia" legen die Italiener dann allerdings los.
Und es kracht. Und es macht Laune. Und es geht den Saiten ans Leder (Sparwitz). Endlich wird gut geschreddert, Schlagzeuger Maul ist etwas ausgelasteter mit ordentlichem Gehämmer und Einsatz des Doppelfusses. Die Vocals des Sängers Innos wagen sich etwas mehr aus der Versenkung und orientieren sich am Genre-Meister Shagrath. Endlich macht auch die Essenz des Symphonischen, das Keyboard, Spass und bewegt sich überwiegend auf den Pfaden einer Piano-Simulation.

Den Herren gebührt am meisten Respekt in der Hinsicht der Abmischung. Die Schwierigkeit, beim stark Keyboard-lastigen Metall eben jenes nicht in den Vordergrund zu schmeissen, ist gemeistert worden. Alle Instrumente werden gebührlich abgehandelt und harmonieren miteinander. Ausgezeichnet.
An Brutalität mangelt es dabei nicht. Nefertum klingen ein wenig wie alte Thyrfing, ein wenig Norther, stellenweise auch Evocation und Immortal. Nimmt man die Gitarrenhärte dieser Truppen und kombiniert sie mit symphonischen Streich- und Klaviersimulationen, kommt man schon relativ nah heran an das, was uns das vorliegende Debut-Album präsentiert.

Und das bringt uns schon zum Ende meiner schriftlichen Ejakulation. Wie gesagt, ein gutes Debut, dass aber erst nach einiger Zeit zündet. Dann aber richtig. Es ist keine weltbewegende Scheibe, die eine neue musikalische Ära einleitet, aber eine sehr gute Verarbeitung und Neuauslegung der bisherigen Errungenschaften des symphonischen Schwarzmetalls.
Dringende Anspieltipps: Hatedance, Lustful Requiem

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

UK Division Records

Veröffentlichung

3/2010

Format

CD

Land

Genre

Black Metal