Mit Gallileous meldet sich die polnische Funeral-Doom-Fraktion zu Wort - Grund hierfür ist der aktuelle Opus "Equideus", den das Quartett quasi als Anhängsel zum Debut-Album "Ego Sum Censore Deuum" angefertigt hat und der in meinen Ohren einen recht positiven Anstrich trägt.

Es sind nämlich nicht die sumpfigen Klagegesänge verpackt in schwarzer Lava, die die Feder führen, sondern synfonischer Synthie-Doom mit Mut zur Melodie.
So sucht und findet man seine Existenz irgendwo zwischen Soundgarden, Urna und Sevenchurch, was sich widerspiegelt in einer sehr liberalen Machart des Funeral Doom, gitarrenlastig zwar, aber überwiegend belebt von wallendem Keyboardsound, untermalt von weitläufigen Verschnaufpausen aus Triangel und Akustikklampfe, abgerundet von diesmal typischen Gesangseinlagen garstiger wie erhabener Herkunft.
Aus diesem Stein haut man exzessive Klangkapitel wie den Titeltrack oder den vielschichtigsten Track der Platte, "Sun's Crypt", ausserdem mit "The Fourth Knight Of Revelation" einen Gruss an die griechischen Schwarzwurzler von Rotting Christ.
Diesen Spagat meistert man souverän, auch hat man das Songwriting optimal auf die Bandbreite eingestellt und spielt mühelos sowohl mit melodisch groovenden wie auch mit extrem monotonen Rhythmen ohne auf die abschüssige Piste der Überladenheit zu geraten.
Tontechnisch sind keine Sternstunden vonnöten, dementsprechend funktioniert die patente Akustik ohne Wünsche offen zu lassen.

Ich muss gestehen, dass ich keine grosser Freund des Funeral Doom bin und wohl auch nie einer werde.
Umso mehr überrascht mich die Tatsache, dass "Equideus" bei mir auf fruchtbaren Boden fällt und die Möglichkeit besteht, dass die Scheibe zukünftig noch die eine oder andere Runde in meinem CD-Player wird drehen können.
Vielleicht liegt das Geheimnis darin, die Grenzen des Funeral Doom hinter sich zu lassen um mit Abstechern in genrefremde Gefilde auch konservative Gemüter in seinen Bann zu ziehen.
Womöglich existieren gegenwärtig Bands, die dieses Rezept auch in verfeinerter Form benutzen und meinem Gehör noch nicht untergekommen sind, Gallileous jedenfalls haben bei mir einen Stein im Brett und ein ordentliches Album mit viel Raum für Interpretation am Start.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Redrum666

Veröffentlichung

5/2010

Format

CD

Land

Genre

Doom Metal