Nach ihrem 2009er Meisterwerk "Köld" präsentieren uns die Isländer von Solstafir im Herbst 2011 ihr neues Werk "Svartir Sandar" gleich in Form eines Doppelalbums. Und was könnte besser zu herbstlicher Stimmung passen, als ein Album voll akustischer Nebelschwaden, voller Blättertanz bunten Laubs und kaltem, nassen Nieselregen. Das ist der Stoff, aus dem "Svartir Sandar" ist.

Dem Label nach wurden die Stücke so auf die zwei Cds aufgeteilt, dass die erste eher in der Tradition von "Köld" steht und die Zweite die rockige Seite von Solstafir zeigt. Diese Einschätzung kann ich jedoch so nicht nachvollziehen. Zu deutlich merkt man beiden Silberlingen die direkte Zusammengehörigkeit an. Wäre da nicht die Laufzeitbeschränkung, beide Teile hätten ruhig auf einen Datenträger gekonnt. Und so offenbart sich mir für einmal mehr der Vorteil eines MP3-Players.

Um aber auf die musikalisch manifestierte Herbststimmung zurück zu kommen: Keine zeitgenössische Band versteht es, wie Solstafir, Rockmusik in der Komplexität der späteren Kreationen von In The Woods..., und nicht zuletzt Klassikern der 70er wie Deep Purple zu erschaffen, dabei jedoch fast immer eingängig und kaum anstrengend zu klingen. Das wird vor allem durch die überlangen Stücke erreicht, von denen auf "Svartir Sandar" insgesamt fünf von über 8 Minuten enthalten sind. Dazwischen finden sich kürzere, teils instrumentale Stücke als Brückenbauer und geben dem Album den Anschein, aus einem Guss geschaffen zu sein.

Jedoch sind gerade die längeren Stücke wie "DJákninn", welche die songschreiberische Brillanz der Isländer offenbaren. Dieses Stück, deutlich über 10 Minuten lang besteht im Wesentlichen aus einem Riff, das aus einem Tarantino-Film entlaufen sein könnte, sich im Verlauf des Stückes jedoch von einer einzelnen Crunch-Gitarre zum Bombast einer modernen Billy Talent-artigen Ballade entwickelt. Das sei jetzt bitte nicht abwertend zu verstehen. So viel Melancholie in ein einziges Gitarrenriff zu legen und dieses immer weiter auf- und auszubauen, dass ist die Kunst. Auch ist hier nichts kitschiges zu finden. Alles ist ehrliche Rockmusik.

Was man kaum bei "Svartir Sandar" erwarten darf, ist Metal. Diesen Pfad haben Solstafir nun endgültig verlassen. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen ist "Svartir Sandar" keinesfalls schlechter als "Köld". War ich anfangs noch leicht skeptisch bei den teils weniger hart gehaltenen Kompositionen, ist diese Skepsis mit jedem Hördurchgang einer immer grösseren Begeisterung gewichen. Und Langeweile ist auf dem Doppelalbum auch ein Fremdwort. Hier ein Chor, da ein paar dezente Streicher, ein Piano, jedes Mal so knapp und prägnant eingesetzt, dass nichts als gegeben hingenommen werden kann. Dazu noch die wie ein Instrument eingesetzte Stimme. Alles hat seinen Platz.

Einzig der Sound erscheint mir etwas zu stark komprimiert und gedrückt und lässt so kaum Platz für die Dynamik, welche die Songs meiner Meinung nach verdient hätten. Aber das muss wohl heutzutage so sein und mindert in keinster Weise die Qualität des Gesamtwerkes.

Album des Jahres.

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Seasons of Mist

Veröffentlichung

10/2011

Format

CD

Land

Genre

Rock