Formloff stellen den Hörer vor ein Problem das aus dem offenkundigen Versuch der norwegischen Band resultiert, Musik zu kreieren, die sich ausserhalb gängiger Songstrukturen bewegt. Mit einer einfachen Abkehr vom Strophe-Refrain-Strophe-Schema ist es bei dem Duo damit noch nicht getan - nein, sieh gehen noch viel weiter.

Zuerst einmal fällt die ungewöhnliche Instrumentierung auf. Neben Mandoline und Saxophon spuckt der Synthesizer nämlich ein grosses Repertoire an Instrumentnachahmungen aus. Dazu kommt, dass das norwegische Duo scheinbar darum bemüht ist, der klassischen Harmonielehre den Stinkefinger zu zeigen, ohne dabei in unanhörbares Chaos abzudriften. Der avantgardistische Touch löst hier gleich zweierlei Empfindung aus - auf der einen Seite einen gewissen Unwillen, sich den fremden Klängen zu öffnen, auf der anderen eine schwer definierbare Anziehungskraft des Exotischen, wie ich sie bisher beispielsweise auch von den Belgiern Lugubrum kenne. Gewöhnungsbedürftig, definitiv. Aber nicht grundlegend schlecht dabei. Im Gegensatz zu den gängigen 08/15 Black Metal Releases, mit denen der Markt überschwemmt wird, verursachen Formloff wenigstens noch eine Art Irritation zu erzeugen. Welche musikalischen Kniffen hinter dem nächsten Riff lauern, ist also nicht antizipierbar; praktisch ist "Spyhorelandet" eine einzige Anhäufung von Überraschungen.

Die Vielseitigkeit erübrigt jedwede Nennung von Referenzen. Diese bestehen aus zahlreichen kleinen Anspielungen auf die Tongewände bekannter Bands, mittels Rifffolgen, Instrumentierung oder Gitarrenklang. Aber wie gesagt - im Grossen verfolgen Formloff ihr eigenes Rezept.

Gut, nun steht jeder Rezensent vor der Standardfrage, die mit Avantgarde-Alben aufkommt: Kunst oder Schrott? Schrott sind Formloff nicht. Dafür ist "Spyhorelandet" zu aufwändig produziert, zu vielschichtig, zu atmosphärisch. Kunst - mit Sicherheit, ja. Allerdings keine Kunst für den MP3-Player in der Strassenbahn oder den Heimweg nach einer durchzechten Nacht. Formloff stellen hier anstrengendes Material zur Verfügung, dass durch harte Zugangsbeschränkungen glänzt. Wer wagt, mag gewinnen - ich habe meinen Gewinn dann wohl noch nicht erkannt. Bei mir macht "Spyhorelandet" einfach nicht "Klick" im Kopf, deshalb bleibt die Punktezahl verhältnismässig niedrig.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Eisenwald Tonschmiede

Veröffentlichung

8/2012

Format

CD

Land

Genre

Black Metal