Wie ein norwegischer Fjord stehen die Mannen von Enslaved seit einer Ewigkeit in der Brandung. Von stetem Auf und Ab begleitet feiern die Nordmänner mit "RIITIIR" bereits ihr zwölftes Machwerk im zweiundzwanzigsten Bestandsjahr. Mittlerweile hat das Album bereits in allen deutschsprachigen Ländern die Top-Einhundert der Albumcharts durchbrochen und das zu Recht.

"RIITIIR" schlägt genau in die Kerbe der Vorgängeralben. Mit einer ausgewogenen Melange aus Viking Metal, 70er Jahre Rock und progressiven Auswüchsen erfindet sich der Fünfer um Gründer Grutle Kjellson (Bass, Gesang) und Ivar Bjørnson (Gitarre, Gesang) ständig neu, ohne sich Grenzen zu setzen. Zu Unverwechselbarkeit gelangt der Trupp dank dem schwarzmetall-weit unverkennbaren Kreischgesang. Kjellson ist definitiv mit dem besten Kehlwerk aller Breitengrade gesegnet. Dass sich dazu im Laufe der Jahre immer mehr Klargesang gesellt hat, bleibt des einen Freud und des anderen Leid. Den Puristen ist Enslaved allerdings sowieso seit "Eld" ein Dorn im Auge, so dass deren Bekehrung schon längst ein alter Zopf wäre. "RIITIIR" ist deshalb kein riskantes Album mehr und ist stilistisch einfach mehr vom Gleichen. Die Weiterentwicklungen halten sich in homöopathischen Dosen und tendieren noch etwas mehr weg vom Schwarzstahl in Richtung Fortschrittsstahl.

Keine andere Formation schaffte es sorgloser über Jahre hinweg, den Seiltanz zwischen harscher Aggression, fragiler Ungebundenheit und epischen Klangexperimenten zu perfektionieren, ohne sich entweder selber zu kopieren oder sich untreu zu werden. Von oben herab bedeutet dies, dass die Alben von Enslaved seit Jahren auf einer stetigen Kurve liegen, die Lieder innerhalb des Albums in einer wohlgeformten Reihenfolge ein Gesamtkunstwerk bilden und jeder Takt innerhalb der Stücke bis ins Letzte perfekt intoniert ist. "RIITIIR" macht diesbezüglich keine Ausnahme. Auch wenn vieles zu Beginn einiges abverlangt und garstig wirkt, wächst das Album bei jedem Durchgang und lotet alle Dimensionen von Emotionen komplett aus. Von Depression und Aggression bis hin zu querer Leere begegnet der Hörer allen geistigen Spannungsarten, die eine Mischung aus Viking / Black Metal und alternativem Rock je hervorgebracht haben.

"RIITIIR" ist sicher nicht das intensivste Enslaved Album. Auf jeden Fall ist es jedoch dasjenige, das die Dynamik zwischen laut und leise am meisten auslotet und damit ordentlich punktet.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

10/2012

Format

CD

Land

Genre

Black Metal