Wenn Drudkh ein neues Album ankündigen, kann ich es kaum erwarten und beginne die Tage zu zählen – so auch Anfang diesen Jahres. Mit "Till Foreign Ground Shall Cover Eyes" stand ein Titel zum Stream bereit, der auf Grosses hoffen liess. Trotzdem war sie wieder da: Die Befürchtung, dass irgendwann der unvermeidliche Reinfall kommen würde. Irgendwann müssten doch selbst Drudkh mal so ein Album rausbringen. War es nun soweit?

Mit einem Wort: nein. Das ukrainische Vierergespann hat wieder alle Erwartungen erfüllt. Es sind wieder diese herrlich melancholischen Melodien, die das Album von Anfang bis Ende durchziehen, prägen und sofort wissen lassen, dass man eine Scheibe von Drudkh hört; es sind die Songs, die sich über Minuten aufbauen, eine wunderbare Atmosphäre erschaffen und dank ihrer Tiefe noch nach Monaten etwas Neues entdecken lassen; und es ist am Ende immer ein in sich völlig stimmiges Gesamtwerk. All das, was ich an früheren Alben geliebt habe, findet man auch auf "A Furrow Cut Short". Die vielen kleinen Verzierungen, die Drummer Vlad immer wieder einbaut (schön zu hören bei "To the Epoch of Unbowed Poets"), fallen zwar erst bei zweiten und dritten Hören auf, bereichern den Sound aber ungemein.
"A Furrow..." klingt stilistisch meiner Meinung nach am ehesten wie der Vorgänger "Eternal Turn of the Wheel". Damit möchte ich nicht sagen, dass es eine Wiederholung dessen ist, sondern in die gleiche Richtung geht. Das heisst, es finden sich keine progressiv-verspielten Gitarrensoli wie auf "Blood in Our Wells", nicht der kalte Minimalismus von "Estrangement" und keine postrockigen Träumereien ähnlich zu "Handful of Stars".

Es bleibt noch die Frage übrig, warum ich trotz der Lobeshymne keine 13 Punkte vergebe. Nun, das hat einen einfachen Grund. Einige Stellen könnten entweder kluge Selbstzitate sein, wie ja auch die "Songs of Grief and Solitude" hauptsächlich aus solchen bestand. Oder es sind einfach keine kreativen Ideen, die sich etwas zu stark an die frühe Phase der Band anlehnen. Letztendlich kann das niemand entscheiden, aber für kurze Augenblicke bleibt doch ein zwiespältiger Eindruck.

Abschliessend möchte ich sagen, dass jemand, der die Band vorher nicht mochte, auch jetzt nicht umdenken wird. Für alle anderen habe ich versucht, das neue Album möglichst genau in die Diskographie einzuordnen. Freunde der Musik von Drudkh, besonders die des Vorgängers, können wie immer bedenkenlos zuschlagen!

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Season of Mist

Veröffentlichung

8/2015

Format

CD

Land

Genre

Black Metal