Im Jura tickt es eigentlich immer richtig. Denn im Tal der Uhrmacherkunst wird Präzision, Feinheit und Eleganz so grossgeschrieben, dass jedes Zeitwerk genialer Handwerkskunst entspringt und die filigranen Teile zu einem faszinierenden selbstbewegenden Ganzen werden.

Wenn nun Musik demselben Tal emporwächst, erwartet der geneigte Hörer genau dasselbe. Und damit liegt er exakt halbrichtig. Denn an Präzision mangelt es Ølten mitnichten. Die Basis einer soliden Handwerkskunst ist also gegeben. Doch der Drittling "Ambience" ist etwa so filigran wie das Drahtseil einer Seilbahn, so elegant wie ein Elefant im Porzellanhaus und so fein wie eine Panzerbrigade über einer Blumenwiese. Was aber noch viel wichtiger ist: der Dreier tickt nicht richtig. Und das ist gut so.

Das hilft nämlich den Sludge Metal der Eidgenossen so richtig scherbenfrei durch das Ideenporzellan zu balancieren. Der Gesang fehlt gänzlich und trotzdem bleibt die Spannung dem Seilbahnseil entsprechend. Wie eine Dampfwalze donnert Ølten aus den Membranen und erzeugt Stimmungen, die in dieser Finsternis sonst nur Doom und Post Black Metal zu konstituieren vermag.

Dass sich die Formation dabei nicht allzu ernst nimmt und ihre musikalische Depression nicht in gothischer Art beweinend zelebriert, wirkt sympathisch. Das eine oder andere Augenzwingern wie das fürchterliche Siebzigerjahre-Arztpraxis-Pastellfarbe-Titelbild oder die verwilderten Songtitel bilden den unentbehrlichen Kontrast zum beklemmenden Panzergrollen, das dann insgesamt überhandnimmt und die Ironie der Bild- und Textsprache in den Schatten stellt.

 

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

 

Eigenproduktion

Veröffentlichung

 

9/2018

Format

 

CD

Land

   

Genre

 

Sludge Metal