Die Ukraine ist nun wirklich kein Land, von dem man behaupten könnte, dass es eine Metalhochburg ist. Neben Nokturnal Mortum gibt es da nicht viel Bekanntes. Eine der ukrainischen Bands, bei denen es sich jedoch lohnt ein Ohr zu riskieren sind Lucifugum. Trotz vieler Schwierigkeiten mit der Regierung, haben es die Black Metaller geschafft schon ihr sechstes Album auf den Markt zu werfen.

Doch - Schock lass nach - was hör ich da? Nicht nur ruhige und sphärische Gitarren läuten den neusten Output "On hooks to pieces" (übersetzter Titel) ein, sondern eine arge Keyboardwand keift aus den Lautsprechern. Schmerz lass nach! Und dies tut er dann auch. Man soll sich wirklich nicht von den ersten 20 Sekunden des Silberlings beirren lassen. Denn das Keyboard wird in der Folge vornehm gezügelt, wirkt meist sehr gekonnt als Atmosphäreelement und trägt einiges zur abgründigen Stimmung bei. Und dies fast ohne nervige Nebeneffekte. Ansonsten orientiert sich die Band an melodischem Black Metal. Raffelriffs und Keyboardbegleitung dominieren die Musik. Vielleicht hat die Band dem einen oder anderen etwas zu lange Riffwiederholungen, doch hält sich dieses Defizit in Grenzen und wird durch vielseitige Tempowechsel wieder wettgemacht: Von ruhig und emotional bis leicht verträumt oder wild und aggressiv wird alles geboten. Immer wieder wartet auch eine kleine Überraschung oder ein wahrhaftiges Meisterriff auf den Hörer. So gibt es ein paar Songs, die ich als Black n’ Roll bezeichnen würde, weil sie richtig genial abrocken. Es gelingt Lucifugum jedoch nicht immer gleich gut, durch Riffwiederholungen Spannung aufzubauen. Aber manchmal wirkt ein zarter aber dichter Keyboardteppich nach wiederholten Riffs richtig erlösend und die Stimmung zieht einem weit in Welten, in denen die Gedanken nicht sein dürften. Oft bleibt die Band aber nur solide, leider nicht mehr.

Über die Lyrics kann ich hier leider nichts sagen. Zwar sind sie im Booklet abgedruckt, aber dem Kyrillischen bin ich überhaupt nicht mächtig. Das angesprochene Booklet, das in dezentem schwarz/weiss gehalten wird, widerspiegelt die Musik eigentlich recht gut: Es ist sehr vielseitig, grenzt jedoch schon daran, uneinheitlich zu wirken. Das Titelbild ist wirr und leicht psychedelisch. Genau dies lässt sich über die Musik auch sagen.

Dank der professionellen Produktion, einigen einfallsreichen Aussergewöhnlichkeiten, dem sprachlich bedingt eigenartigen Gesangsrhythmus und den erlösenden Momenten nach wirren oder extremen Passagen, lohnt es sich trotzdem einmal "On hooks to pieces" genauer anzuhören!

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Adipocere Records

Veröffentlichung

6/2003

Format

CD

Land

Genre

Black Metal