Sollten aus irgendeinem Grund noch Zweifel bestehen, ratet der arbeitsscheue Psychiater zu «Rzeczom». Spätestens auf die kritischen Patienten kann er dann verzichten: Sie sind entweder geheilt oder freigetötet. Denn die Katharsis des Zweitlings des polnischen Duetts ist gnadenlos. Ein Mittelweg verendet zur Theorie.

Urbaner Black Metal mit Exkursen bis in den Jazz donnert mit konkordanzloser Brachialität in die Sensorik. Gleichzeitig sind es dissonante Schrulligkeiten, welche die Spannungsbögen hoch halten. Atonale Klangfolgen, Tempovariationen von still-romantisch bis maschinengewehrnahe, ein Stimmwerk zwischen Klarhymne und Gefauche sowie Kompositionen, die nicht leicht durchschaubar sind. Damit fabriziert Odraza das Gegenteil von leichter Kost, lässt aber umso mehr Raum für Entdeckungsfahrten. Komplex wie Shining, harsch wie Deathspell Omega, wuchtig wie Peste Noire und instrumentell raffiniert wie Mgła: die grossen Namen, die für die Vergleiche herhalten, sind gerechtfertigt. Auch dass die beiden Mitstreiter Priest und Stawrogin bei Massemord mitmachen bleibt dem geneigten Hörer nicht ganz unverborgen.

Odraza ordnet sich mit dem Zweitwerk in die polnische Schwarzstahl-Oberliga auf eine Ebene mit Outre, Massemord, Kły und Mgła ein.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Godz Ov War

Veröffentlichung

5/2020

Format

CD

Land

Polen

Genre

Black Metal