Seien wir mal ehrlich, viel wissen wir ja nicht über das eigentlich faszinierende, britische Königreich. Faszinierend darum, weil es eine grosse Geschichte hat. Natürlich nicht nur eine heldenhafte. Eine einst in Blut und Tränen getauchte Insel, die anderen ebenso viel Leid zugefügt hat wie sich selbst (zum Teil natürlich auch heute noch) und die so viele Legenden und Geschichten besitzt, dass man sie kaum alle kennen kann, selbst wenn man ein Brite ist, strahlt einfach eine gewisse Anziehungskraft aus. Und doch würden viele von uns Christopher Lambert als den bekanntes Schotten der Geschichte bezeichnen, nur weil er den Highlander gespielt hat, und Mel Gibson als den ruhmreichsten Kämpfer der Insel benennen, weil er sich vor noch nicht allzu langer Zeit als Braveheart ca. 180 Minuten lang in unsere Herzen kämpfte. Nein, war natürlich nur Spass. Wir kennen schliesslich auch noch Queen Elisabüff (phonetisch gesprochen) ... so, Schluss mit blödem Gerede, denn jetzt sind Cruachan am Zug.

Celtic Folk-Metal nennt sich das, was Cruachan so machen, übrigens immerhin schon seit 1992. Aber was soll man sich genau darunter vorstellen? Einfach gesagt praktizieren die Iren genau das Gegenteil von dem, was man im Allgemeinen von Metalbands mit Folkeinflüssen so gewohnt ist. Oder anders formuliert, Cruachan lassen eine gehörige Portion Metal in ihre keltische Musik einfliessen, nicht eine gehörige Portion Keltik in Ihre metalorientierte Musik. Das Resultat: ein von Anfang bis Ende interessantes und variantenreiches Album namens The Middle Kingdom, dem offiziellen Nachfolger vom Erstling Tuatha Na Gael, wenn man mal von zwei Promodemos absieht.

Nach dem 'Solo für den Dudelsack' Intro A Celtic Mourning (ok, ich geb's zu, ich bin einer von denen, der in solchen Momenten wirklich Mel Gibson vor seinem geistigen Auge herumtanzen sieht) überrascht Celtica (Voice Of The Morrigan) mit einer ungewohnten Kombination von Flötentönen, Keyboards und klassischen Metalgitarren. Spätestens wenn dann noch die Sängerin Karen Gilligan mit in das fröhliche Liedchen einstimmt (es gibt übrigens auch Männergesang auf dem Album, nicht nur Frauengesäusel nach Schema F), hört man genauer hin und sagt sich: "Hey, irgendwie klingt das anders als das, was ich sonst so kenne." Bezeichnend für so ein Album ist es natürlich auch, dass hierbei original Folkinstrumente nebst moderner Technik eingesetzt werden, also nicht alles aus der Dose kommt, was nicht klassisch Metal ist.

Das Wort Wechselspiel steht bei The Middle Kingdom im Vordergrund. Mal nur keltisch, dann wieder metallastig mit keltischen Melodien oder gar einen richtig abgefahrenen Offspring Riff mit Folkgesang dazu. Nein, war kein Witz. In Fuair An Chroi beweist, dass sich sowas verdammt stark anhören kann. Eigentlich könnte man bei dieser Platte über jeden Song ein bisschen lobhudeln, aber wir wollen ja kein Buch darüber schreiben, nur ein Review. Kurzum, eine Platte, die theoretisch jedem gefallen kann und sehr viel Charme besitzt. Wenn Ihr am Ende des Monats noch ein paar Kröten übrig habt, dann wisst Ihr nun, wie Ihr sie bestens investieren könnt.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Hammerheart

Veröffentlichung

10/2001

Format

CD

Land

Genre

Folk Metal