Es ist wohl so, dass jeder im Leben 2 Dinge braucht. Einerseits ist das sicherlich das liniengetreue und starre Prinzipienpaket, das sich nicht verändert und einem einen gewissen Halt gibt, ...

Es ist wohl so, dass jeder im Leben 2 Dinge braucht. Einerseits ist das sicherlich das liniengetreue und starre Prinzipienpaket, das sich nicht verändert und einem einen gewissen Halt gibt, damit man sich stets wieder zur Ausgangslage zurückorientieren kann. Andererseits ist der Mensch aber auch ein Erfinder und Denker, der immer wieder neue Wege geht, um seine Neugier nach dem Unbekannten zu befriedigen. In der Musik verhält es sich genau gleich. Es gibt Bands, die niemals einen Millimeter von der true-Linie abweichen würden. Die braucht's, damit die alten Werte nicht verlorengehen. Andererseits gibt es aber auch die Pioniere und Revolutionäre, die den Stillstand verhindern und ständig die gesteckten Grenzen aufbrechen. Die braucht's genauso, denn sonst wär's schnell langweilig, im Leben wie auch im Musikbusiness.

Ram-Zet gehören zu den härteren Metal Bands der neuen Generation. Hart ist in, hart macht Spass, also warum soll man daran nicht ein wenig herumschräubeln. Nicht in jedem Fall kommt dabei ein so gelungenes Resultat wie das Pure Therapy Album heraus. Kein Wunder also, dass wir Herrn Zet zum Gespräch baten, um ihm ein paar Fragen zu stellen. Hier sind die Antworten darauf. Viel Spass dabei.

Schneit es denn schon in Norwegen?

Zet: Nein, bis jetzt haben wir noch keinen Schnee gesehen, jedenfalls nicht hier, wo ich wohne. Das ist ziemlich ungewöhnlich. Es wird wohl ein grünes Weihnachten geben.

Erzähl doch mal kurz etwas über die Bandgeschichte.

Zet: Ich habe Ram-Zet als Einmannprojekt vor ca. 2 Jahren ins Leben gerufen und begonnen, die Songs dafür zu schreiben. Ich bin zuvor in verschiedenen Metal Bands gewesen, aber dort gab es immer zu viele Meinungen, die berücksichtigt werden mussten. Darum wollte ich es dieses Mal ganz alleine machen. Ich schrieb das Material und kam dann zuerst mit Solem, dem Bassisten, und später mit Küth, dem Drummer, in Kontakt. Wir arbeiteten ein wenig an den Songs und gingen dann ins Studio, um ein Demo aufzunehmen. Damals waren Solem und Küth noch Session Members. Wir schickten das Demo an ein paar Labels, und nach einer Weile unterschrieb ich dann bei Spinefarm. Solem wollte unbedingt in die Band, weil ihm das Material so gefiel, worauf ich mich entschloss, ihn fest in das Line-Up aufzunehmen. Mit Küth lief es genau gleich.

Solem und Küth sind nun also feste Bandmitglieder. Aber Du bist noch immer der Songwriter und übernimmst alle Vocals, Keys, Effekte und die Gitarren. Ist Ram-Zet: daher nicht doch noch eine Oneman Show oder seid Ihr nun wirklich eine Band?

Zet: Nein, es ist schon eine Band. Wir proben viel zusammen, jetzt im Moment auch für eine Liveshow. Es ist ein ganz anderes Gefühl, wenn Du anfängst, mit einer Band zu spielen. Wir sind alle ein Teil dieser Band, und wir werden zusammenarbeiten. Aber ich bin immer noch derjenige, der die Songs schreibt und die schlussendlichen Entscheidungen trifft. Wir haben uns untereinander darauf geeinigt, dass das auch so laufen soll. So bleibt keine Entscheidung offen, wenn wir mal nicht einig werden, weil ich am Schluss die entgültige Entscheidung treffen kann. Es ist nicht so, dass ich ein grosses Ego hätte, aber wir haben herausgefunden, dass dies ein angenehmer Weg ist, zusammenzuarbeiten, und wir fühlen uns alle wohl dabei.

Du hast gesagt, dass Du Ram-Zet als Einmannprojekt gegründet hast, weil Du in vielen Bands warst, in denen die verschiedensten Meinungen realisiert werden sollten. Daher wolltest Du Deine eigene und persönliche Musik machen. Was war denn das grösste Problem in den anderen Bands? Ging es da um den Sound oder persönliche Ideen, die Du nicht verwirklichen konntest?

Zet: Ich denke, wenn Du eine Band gründest, ist es wichtig, dass jeder einige seiner Einflüsse einbringen kann und sein Instrument so spielen darf, wie er es für richtig hält. Das hat für mich einfach nie funktioniert. Ich habe ziemlich spezielle Ansichten darüber, wie etwas klingen soll. Ich sehe ein, dass man den anderen Bandmitgliedern die Freiheit geben muss, Ihre eigenen Meinungen einzubringen. Aber das war für mich einfach keine zufriedenstellende Situation. Es ist eigentlich immer so gewesen, dass ich alle Songs für die Band, in der ich gerade war, geschrieben habe.

Korrigiere mich, wenn ich da falsch liege, aber ich glaube, keiner von Ram-Zet stammt eigentlich aus der extremen Metal Szene. Dieses Album verfügt allerdings über ziemlich harte Elemente. Was war der Antrieb dafür, härtete Musik zu machen, als diejenige, Ihr bis jetzt gespielt habt?

Zet: Der Hauptantrieb für mich war eigentlich, nicht darüber nachzudenken, wie das Ganze schlussendlich klingen oder aussehen soll. Ich wollte einfach nur Musik kreieren und schauen, was dabei herauskommt. Ich wollte schon immer harten Sound machen, aber ich höre mir so viele verschiedene Arten von Musik an, dass ich natürlich von überall her Einflüsse mitbringe. Mir war auch wichtig, andersartige Elemente in die harte Musik einzubringen, nicht aus dem Grund, um eigenständig zu wirken, jedenfalls nicht hauptsächlich, sonder mehr deswegen, weil ich alle die Arten von Musik, die ich mag, damit kombinieren wollte. Du hast Recht. Solem und Küth haben viele verschiedene Sachen gemacht, vor allem Solem, der auch in Popbands gespielt hat. Solem und Küth werden auf der nächsten Platte mehr Möglichkeiten bekommen, Ihre speziellen Fähigkeiten einfliessen zu lassen.

Ich denke, dass auf Pure Therapy der Metal lediglich eine Plattform für die restliche Musik darstellt. Man findet auf diesem Album auch Elemente, die gar nichts mehr mit Metal zu tun haben. Wie wichtig ist Dir der Metal Faktor? Sollte Pure Therapy unbedingt ein Metal Album werden oder hast Du einfach mal geschaut, was dabei herauskommt?

Zet: Nein. Ich wollte schon ein Metal Album machen, ein Metal Album, das noch etwas mehr in sich birgt als nur Metal. Es ist das härteste Material, dass ich jemals aufgenommen habe, und ich wollte auch, dass es das wird. Aber gleichzeitig mag ich Kontraste in der Musik. Ich denke, dass ein wirklich harter Part noch effektvoller sein kann, wenn er von etwas Ruhigem eingeleitet oder abgelöst wird.

Mir gefallen auch die weiblichen Vocals sehr, vor allen die Soloparts. Es scheint mir typisch für Pure Therapy zu sein, dass diese sich nicht wie übliche female Metal Vocals anhören. Sie hören sich eher nach Pop oder Trip Hop an.

Zet: Ich bin froh, dass Du das erwähnst. Keiner der Sängerinnen hat jemals zuvor im Metal Bereich gearbeitet, und ich wollte auch nicht, dass sie versuchen, nach Metal zu klingen. Ich wollte, dass sie ihren eigenen Stil verwenden.

Auf Pure Therapy gibt es auch einige Momente, die mich sehr an Chill-Out Sounds oder esoterische Klänge erinnern.

Zet: Wir haben hier in Norwegen einige Künstler, die wir New Age Künstler nennen, und wenn ich in der Stimmung bin, höre ich mir diese Musik sehr gerne an. Es ist kein Rock oder Pop, sondern nur atmosphärische Musik, und ich denke, dass die von Dir angesprochenen Elemente davon inspiriert wurden.

Auf dem Album ist auch ein "echter" Geiger zu hören. War es schwierig, mit ihm zu arbeiten? Hast Du ihm gesagt, was er spielen soll, oder musste er seine eigenen Interpretationen einbringen?

Zet: Zuerst muss ich sagen, dass es eine Sie und kein Er war. Sie ist eine sehr talentierte Geigerin und spielt in einer Popband hier in Norwegen. Ich schrieb die Melodien für sie, und diese wurden dann von ihr eingespielt. Manchmal hat sie diese auf ihre eigene Weise etwas anders interpretiert, aber im Wesentlichen stammt alles von mir.

Du warst im Finnvox Studio für den Endmix.

Zet: Ja. Wir haben das Album in meinem eigenen Studio in Norwegen aufgenommen und sind dann für den Endmix ins Finnvox gegangen.

Ist es nicht schwierig, gerade für jemanden wie Dich, der die gesamte Musik geschrieben und aufgenommen hat, anschliessend mit jemandem im Studio zu arbeiten, der dann doch wieder seine eigenen Ansichten darüber hat, wie das Ganze schlussendlich klingen soll?

Zet: Ich brauchte zum Schluss jemanden, der mir seine eigene Meinung über das Material sagt. Wie bereits erwähnt, wurde alles von mir selbst geschrieben und aufgenommen. Darum wollte ich jemanden haben, der sich die Musik "ganz frisch" anhört, denn so gross ist mein Ego nicht, dass ich denke würde, meine Ansichten seien die einzig richtigen. Es war mir klar, dass dieser Vorgang das Endresultat auf jeden Fall verbessern würde, vor allem wenn jemand mit einer grossen Erfahrung den Endmix machen würde. Mikko (Karmila, Finnvox Studios - Anm. d. Red.) und ich trafen uns jeweils morgens und entschieden, welchen Song wir in Angriff nehmen wollten. Dann verliess ich das Studio und kam erst wieder abends zurück. Wir hörten uns das Resultat an und diskutierten darüber, wenn ich mit einem Part nicht einverstanden war. Es gab aber nur kleinere Diskussionen, keine Probleme. Ausserdem kann man mit Mikko sehr gut arbeiten. Ich bin sehr zufrieden mit seiner Arbeit.

Warum hast Du den Titel Pure Therapy gewählt? Für was steht er? Soll es eine Pure Therapy für Dich oder für die Leute sein?

Zet: Pure Therapy kannst Du verschieden deuten. Ich denke, dass es ein passender Titel ist, weil die Lyrics wie auch der Sound teilweise psychotisch klingen. Anfänglich war Pure Therapy nur ein Arbeitstitel. Aber viele Leute meinten, dass ein Album wie dieses geradezu Pure Therapy betitelt werden müsste. Also liess ich ihn so.

Ich habe gelesen, dass Du mit Ram-Zet auf Tour gehen willst. Du wirst dafür ein paar zusätzlich Leute brauchen, besonders für die weiblichen Vocals, die ja in einigen Songs eine sehr wichtige Rolle spielen. Ich glaube nicht, dass diese ebenso toll wie auf der Platte klingen, wenn sie von Solem oder Küth gesungen werden.

Zet: Haha. Da könntest Du Recht haben. Wir proben zur Zeit mit einem zusätzlichen Keyboarder. Wir haben auch ein Frau an der Geige dazugenommen, allerdings nicht diejenige, die man auf dem Album hören kann. Sie singt auch. Dann haben wir noch eine weitere Sängerin mit dabei, ebenfalls als Session Member. Wir müssen sehen, dass wir mit 6 Leuten auskommen, denn für eine Tour wäre es zu teuer, wenn wir noch 4 weitere Sängerinnen engagieren würden. Wir werden schauen, wie das Ganze mit 6 Leuten resp. 2 weiblichen Sängerinnen klingt. Vielleicht werden wir bei den stimmintensiven Parts einige Samples verwenden. Aber die Soloparts werden durch die echten Sängerinnen abgedeckt.

Gibt es schon konkrekte Tourpläne?

Zet: Nein, denn zuerst müssen wir sicher sein, dass es auch wirklich gut genug klingt. Ich denke, wir werden anfangs Februar soweit sein. Wir werden zuerst ein paar Gigs hier in Norwegen machen, und danach vielleicht noch eine Support Act Tour übernehmen. Vielleicht mit ein paar von den Spinefarm Bands. Ich weiss noch nicht.