Die österreichische Black Metal Band Dismal ist zwar schon seit einiger Zeit im Untergrund tätig, Informationen gibt es aber bis dato noch so gut wie keine nachzulesen. Davon abgesehen sind sie im Allgemeinen noch eine recht unbekannte Band...

Die österreichische Black Metal Band Dismal ist zwar schon seit einiger Zeit im Untergrund tätig, Informationen gibt es aber bis dato noch so gut wie keine nachzulesen. Davon abgesehen sind sie im Allgemeinen noch eine recht unbekannte Band, was sich mit dem vor kurzem bei Black Empire Records erschienen Album „Thoughts“ wohl ändern dürfte. Um die Entstehungsgeschichte der Band mal ausführlich zu erfahren, lasse ich am besten gleich Denis zu Wort kommen.

Erzähl mal, seit wann gibt es euch und wie ist es zur Entstehung der Band gekommen?

Denis: Die Band Dismal wurde im November 1997 von Michael Paul (Gitarre) und mir (Denis Dincer – Gitarre) ins Leben gerufen. Unterstützt haben uns dabei zwei weitere Schulfreunde: Stefan Stoica – Bass sowie Stefan Rohregger – Schlagzeug. Musikalische Erfahrungen haben wir zu der Zeit in anderen Projekten / Rockbands gesammelt, weshalb es uns recht bald gelang einige Nummern zusammen zu erarbeiten. Die ersten Liveauftritte folgten im damaligen Rockhaus (Austrian Bandcontest sowie Monsters of Death Festival) und diversen Veranstaltungen im Raum NÖ.
Ende 1999 betraten wir erstmals ein Tonstudio, um unser Material (welches bis dato nur als Livemitschnitt bzw. simple Kassettenaufnahme erhältlich war) in einer entsprechender CD Qualität zu erhalten. Kurze Zeit nach der Aufnahme dieses selbstproduzierten Demos „Embrace of the black clouds“ kam es aufgrund musikalischer Differenzen zu häufigen Meinungsverschiedenheiten, sodass eine weitere Zusammenarbeit mit dem Schlagzeuger und dem Bassisten nicht mehr möglich waren. (Stefan Stoica wechselte zu einer Punk Band; Stefan Rohregger hat sich in der Hardcore Szene etabliert)
Anfang 2000 übernahm das Schlagzeug Karin Hauk, mit der wir bald darauf neues Material erarbeiteten. Durch die Bekanntschaft mit Armin Walland (Tontechnik) wurde die Nummer „Thoughts“ erstmals als eine „versuchte“ Heimaufnahme produziert. Da das Ergebnis für uns mehr als überraschend war und sich die Zusammenarbeit mit Karin Hauk festigte, arbeiteten wir intensiver an der Zusammenstellung weiterer Nummern, welche Ende 2000 wieder mit Armin Walland aufgenommen wurden. Benannt wurde das vorläufige Demo „Thoughts“, welches bei diversen Auftritten im Raum NÖ und Burgenland präsentiert wurde, mit Unterstützung von Eugen Pagany (derzeit bei Empire) als Session Bassist. Aufgrund einer musikalischen Neuorientierung vom zweiten Gründungsmitglied Michael Paul, kam es ab Ende 2001 zu einem Stillstand von Dismal, daher konnten auch keine Liveauftritte gemacht werden.
Im Weiteren wurden Nummern in der alleinigen Zusammenarbeit mit der Schlagzeugerin Karin Hauk ausgearbeitet, wobei „Kraftlose Kraft“ erstmals mit dem Keyboarder Stefan Huber Sommer 2003 aufgenommen wurde (Privataufnahme von Mr. Wulff). Es folgten weitere Auftritte, wobei Eugen Pagany vom Sessionsbassisten zur Sessionsgitarristen wechselte und die Nummern vom Demo „Thoughts“ mit Keyboard ausgeschmückt wurden. Zur selben Zeit fanden sich Heidelinde Moser für die Bassgitarre sowie (Anfang 2004) Andreas Bachinger als geeigneter Gitarrist.
Im Juni/Juli 2004 kam es im Rahmen des Metal Events „Friday Nightfear“ im Avalon – Krems zu der Bekanntschaft mit Hannes Mühlacher von Black Empire Records (Niederösterreich), welcher unser bis dato vorhandenes Material (ergänzt mit einer Instrumentalaufnahme 2004 mit Michael Paul), im August veröffentlichte.

Was bedeutet der Bandname Dismal?

Denis: Dismal bedeutet düster bzw. trostlos im nihilistischen Sinn.

Wenn Dismal düster heisst, identifiziert ihr euch selbst oder eure Songs mit dem Ausdruck? Oder passt düster allgemein einfach zu eurer Stimmung?

Denis: Es passst zur Stimmung der Musik und zum Inhalt der vorwiegend dargestellt wird.

Was hat sich seit dem Demo „Embrace of the black clouds“, welches ja noch deutlich einfacher klingt, geändert?

Denis: Geändert haben sich neben der musikalischen Weiterentwicklung die Aufnahmemöglichkeiten, da uns Armin Walland als „Produzent“ unterstützte und seither bei Folgeaufnahmen (noch nicht veröffentlichtes Material) auch nicht mehr wegzudenken ist, nicht zuletzt wegen seiner Begeisterung und Motivation.
Natürlich auch die textliche Komponente hat sich in dieser Zeit drastisch geändert. Bei „Embrace of the black clouds“ wurden die Texte vom Bassisten Stefan Stoica verfasst, in denen es primär um Phantasiegeschichten sowie Sagen von mystischen Welten ging.
Das musikalische Werk der Scheibe „Thoughts“ wurde textlich, teils aus persönlichen, sowie aus klassischer Literatur interpretierten Gedanken, beschrieben.
Bei „Embrace of the black clouds“ sowie „Thoughts“ liegt jedoch das Hauptaugenmerk der Musik.

Das Album „Thoughts“ klingt sehr professionell. Wart ihr dafür in einem richtigen Studio? Wie lange haben denn die Aufnahmen dazu gedauert?

Denis: Vorweg mal ein Dankeschön für deine Einstufung des Albums, wobei ich der Meinung bin, dass „Thoughts“ erst der erste Streich der musikalischen Entwicklung nach „Embrace of…“ war und noch weit weg vom sogenannt professionellen Sound ist. Doch in Sachen Professionalität sei auch noch eines angemerkt: Es kann auch eine einfache 4-Spuren Aufnahme (sogenannter Kübelsound) professionell sein, wenn der entsprechende Geist in der Musik steckt.
Aufgenommen wurde nur das Schlagzeug in einem Studio. Die restlichen Instrumente wurden dank moderner Technik in den eigenen vier Wänden aufgenommen (man muss dazu erwähnen, dass es mit wenig finanziellem Background schon ein Horror ist nur für einen Tag ein Studio zu mieten, geschweige denn ein Mastering zu bezahlen).
Dank Armin Walland ist es gelungen all die Elemente der einzelnen Nummern mit den derzeitigen Mitteln, tontechnisch umzusetzen. Für „Thoughts“ mieteten wir für paar Stunden ein Tonstudio für Bass und Schlagzeug und verbrachten mehrere Tage mit der Aufnahme der Gitarrenspuren vorm PC im Wohnzimmer bei Armin. Bei der Produktion ergab sich eine kleine Herausforderung, geeignete Gitarreneffekte - Presets zu verwenden, da das Hauptproblem darin lag, die unterschiedlichen Teile/Melodien deutlich herauszubekommen. Der Kreischgesang wurde zuletzt spontan eingespielt. Gesangliche Probleme gab es nur bei den cleanen Passagen.

Ich hätte vom Klang her eher gedacht, dass gerade dem Kreischgesang viel Zeit gewidmet wurde... Das Album war ja vorher als Demo erhältlich. Hat sich da jetzt was geändert, oder hat Black Empire Records es einfach auf CD pressen lassen?

Denis: Das Demo wurde eins zu eins für das Album verwendet und mit einer Anfang 2004 aufgenommen Instrumentalnummer ergänzt.

Manche Songtitel wie „Gedanken zur Gedankenlosigkeit“, „Suche nach dem Glanz des verborgenen“ oder „Kraftlose Kraft“ lassen auf einen interessanten Text schliessen. Wovon handeln die Texte und wer schreibt sie?

Denis: Die Texte handeln von persönlichen Lebenserfahrungen sowie Eigeninterpretationen klassischer Literatur unterschiedlichster Art. Das Hauptaugenmerk liegt in der textlichen Darstellung gespaltener Gesellschaftsstrukturen, sowie der Neigung zur Flucht und Abhängigkeit.
Die ersten Texte habe ich nach dem Ausstieg des Bassisten aus der Gründungsformation geschrieben. Nachdem die Songstrukturen in den Umrissen von mir und Michael Paul schon vorhanden waren, begann ich mit der textlichen (vorerst innerlichen) Vorstellung. Erst während der Aufnahmen entstanden eine Fülle von gedanklichen „Schauplätzen“, welche ich versuchte textlich von einer emotionellen Seite zu beschreiben.
Diese „Schauplätze“ zeigen verborgene Kräfte einzelner Individuen in unserer heutigen Zeit, die nie zum Ausdruck gebracht wurden. Sie zeigen das „unterdrückte Zerdrückt“ und das „lebendige Eingemauert“. Es herrschen vorwiegend verkümmerte, sinnliche Umschreibungen eigener Gedanken / Gefühle in einer Welt des starren standardisierten Bewusstseins.

Nach dem ich jetzt „Thoughts“ gehört habe, bin ich echt schon neugierig auf das nächste Album und ich denke, dass es nicht nur mir so gehen wird. Habt ihr schon etwas Neues in Planung? Wenn ja, kannst du schon was dazu verraten?

Denis: Nun ja… Rein vom musikalischen Aspekt her wird es sicherlich Unterschiede zu „Thoughts“ geben. Dies auch durch das Dazutun von Keyboard zwecks breiteren Soundspektrums sowie die Zusammenarbeit mit dem neuen Gitarristen, Andreas Bachinger, der selbstverständlich auch einiges zu der Entstehung des neuen Materials beiträgt. Nicht zu vergessen ist, dass sich neben musikalischer Entwicklung (die in fast jeder Band zu beobachten ist) auch zwischenmenschliche Aspekte beim musikalischen Schaffen zum Tragen kommen (so nach dem Motto: Gut Ding braucht Weile). Man kann sagen, dass bis zur Veröffentlichung der Platte „Thoughts“ über Black Empire Records viel Neues noch nicht aufgenommenes Material / Entwürfe entstanden ist. Der musikalische Hauptanstoss entsteht dennoch durch die langjährige Zusammenarbeit mit Karin Hauk wobei das Gründungsmitglied Michael Paul weiterhin mit Instrumentalnummern als Bonus vertreten sein wird.
Interessierte können sich eine Vorabfassung einer Nummer für die Neue CD auf www.dismal.at anhören. Die momentane Fassung ist ein roher Mitschnitt einer Probe, aufgenommen auf MD mit einem Raummikrofon. Dient nur zur Darstellung des Grundgerüstes des neuen Materials, dessen Feinheiten spätestens bei der Produktion hinüberkommen sollten (hoffe ich zu mindestens).

Das hört sich an als hättet ihr schon ziemlich genaue Vorstellungen vom nächsten Album. Wann habt ihr denn ungefähr vor ins Studio zu gehen?

Denis: Sobald die zur Zeit entstehenden Konzepte fertig ausgearbeitet/einstudiert wurden, ist es natürlich dann noch eine Frage, wann unser Meister des Tones Zeit hat, da er musikalische Vorstellungen recht gut umsetzen kann und bei neuen Produktion unentbehrlich ist.
Geplant habe ich, diverse Aufnahme-Sessions im Frühjahr herum zu starten. Ich hoffe natürlich, dass spätestens bis Juni 2005 die neue Platte fertig ist. Mal sehen was das Frühjahr so hergibt. Im Allgemeinen wird fleissig an neuen Ideen gearbeitet, wobei der wichtigste Teil in der Spontaneität der Jam-Sessions liegt.

Ebenfalls wichtig für eine Band sind ja die Auftritte, hattet ihr bis jetzt schon viele davon? Wie nehmen denn die Leute in Österreich die Songs auf? Wird da viel gebangt, oder stehen sie bloss rum, wie sie es bei den meisten anderen Bands auch tun?

Denis: Viele Auftritte möchte ich nicht sagen, da wir im Vergleich zu den Aufnahmen relativ spät in der heimischen Musikszene etwas „Fuss“ fassen konnten. Seitdem ich als einziges Gründungsmitglied mit Karin Hauk die Musik weiterführte kam es zu sehr vielen Lineup-Wechseln, bis wir in der Zeit nach Michael Paul wieder zu einer live-fähigen Band wurden. Diese Zeit war von Ende 2001 bis Mitte 2003, in der auch ich mich von diversem lokalen Metalgeschehen distanzierte. Ein Aufschwung, sowie persönlicher Antrieb ist seit dem Einstieg der neuen und vor allem verlässlichen Mitglieder gekommen.
Vereinzelte Auftritte von Ende 1997 bis 2001: Austrian Band Contest sowie Monsters of Death Event im damaligen Rockhaus - Wien, Club Extreme - Mattersburg/Burgenland, Club Bach – Wien, Weberknecht - Wien, diverse Kleinveranstaltungen in Niederösterreich und Burgenland.
Vereinzelte Auftritte von 2003 bis 2004: Dark Konvention im Reigen – Wien, Friday Nightfear im Avalon – Krems/Niederösterreich, Jazzkeller – Krems/Niederösterreich, Unplugged – Wien, Weberknecht – Wien, Shelter – Wien, Underground - St. Pölten/Niederösterreich,

Sind für die Zukunft auch schon welche geplant?

Denis: Vorerst für den 22.Oktober 2004 im Kult - Tulln / Niederösterreich. Weitere sind für November 2004 und Anfang 2005 geplant.

Dann sind wir mal gespannt! Möchtest du zum Abschluss noch was hinzufügen?

Denis: Demnächst werden Ausschnitte aus diversen Proberaumsessions als mp3 auf dismal.at zur Verfügung gestellt, also schaut vorbei! Ein Dankeschön für euer Interesse und die Geduld wegen der längeren Verzögerung.