Qualitäts-Ware

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Weltentod
Bischof
Beiträge: 695
Registriert: 20.10.2004, 09:59

Qualitäts-Ware

Beitrag von Weltentod »

Ist schon etwas älter, aber bisher leider/zum Glück das einzige was es bis zum fertigen Stadium geschafft hat.

Qualitäts-Ware

Langsam öffnete er das, fast schon an eine Rarität anmutende, klappbare, Rasiermesser. Der hölzerne Griff fühlt sich in seiner Hand gut an. Im absoluten Widerspruch zur Klinge, die eine sterile Kälte ausstrahlt, ging von diesem Teil des Messers fast schon wohlige wärme aus. “Das ist eine sehr gute Wahl“, hatte der Mann in dem kleinen heruntergekommen Eisenwarenladen in der Innenstadt gesagt. „Die Klinge wurde nach einem neuen Verfahren gehärtet, da werden sie erst in ferner Zukunft mal nachschärfen müssen. Sie werden lange Freude daran haben“ ‚Freude werde ich wirklich daran haben’, dachte er bei sich und konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen, sparte sich aber eine Antwort und drückte dem alterndem Händler das Geld in die Hand. „Sie bekommen noch was aus!“ rief der Alte ihm nach, doch er war schon dabei die Türe des Ladens hinter sich zu zuziehen. ‚Was will ich denn noch mit dem Wechselgeld?’

Mit großen Augen, wie die eines kleinen Kindes, dass etwas Neues und Aufregendes zum allerersten mal erblickt, schaute er sich die ausgeklappte Klinge an. Er drehte den blanken Stahl erst hier und dann dorthin, betrachtete ihn ausgiebig von allen Seiten, lies das kühle Licht der Leuchtstoffröhre in der Klinge spiegeln. Vorsichtig, um sich nicht zu verletzen, glitt er mit dem Finger über der Schneide entlang. Ja, der Alte hatte wohl Recht, es war ein gutes Messer. ‚Sicher könnte ich damit ein Haar spalten’ fast wäre er der Versuchung erlegen diesem Gedanken nachzugehen.

Er schloss seine Hand wieder fester um den Griff, so dass die eh schon blasse Haut an seinen Fingerknöcheln kreideweiß wurde. Langsam, geradezu bedächtig führte er das Messer zu der Innenseite seines linken Armes. ‚So ähnlich fühlt sich bestimmt ein junger Chirurg bei seiner ersten eigenen OP … wenn er das Skalpell zu dem warmen, vom Leben durchströmten Körper führt … in freudiger Erwartung des ersten Schnittes’, während er dies dachte setzte er die Klinge an und gab Druck auf sie. Langsam durchdrang der scharfe Stahl seine blasse Haut, drang tiefer in sein warmes Fleisch ein und begann die Reise Richtung Handgelenk. ‚Müsste ich nicht Scherzen haben? Ich spüre nichts … warum wundert mich das? Ich empfinde doch schon lange nichts mehr, keine Liebe keine Trauer. Warum sollte ich dann den physischen Schmerz spüren, wenn doch die Psyche selbst bereits so abgestumpft ist?

Es wunderte ihn etwas, wie wenig Blut aus der etwa zwanzig Zentimeter langen Wunde an seinem Arm austrat, doch hatte er nicht genug Zeit sich damit zu befassen, denn aus den vereinzelten Tropfen, die von seinen Fingerspitzen zum weiß gefliesten Boden des Badezimmer tropften, war nun geradezu ein Strom an roter Lebensenergie geworden. Ein roter, sich ausbreitender See aus dunklem Blut besudelte nun die ansonsten strahlende Kälte des Zimmers und gab ihm eine nie zuvor dagewesene Wärme. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schleuderte er die Rasierklinge achtlos von sich. Das Klirren vernahm er nur wie aus weiter Ferne. „Mist! Der Spiegel … nun habe ich wohl sieben Jahre lang Unglück“, sprach er laut aus und sank mit einem Kichern, das mehr an ein Glucksen erinnerte auf die Knie. ‚Endlich Frei!’ schoss es ihm durch den Kopf.

Übelkeit stieg in ihm auf. Er konnte den Oberkörper nicht mehr aufrecht halten und kippte vornüber, wollte den Sturz mit dem Armen auffangen, doch ein heftig aufflammender Schmerz im linken Arm lies ihn einknicken. Das Gefühl der Übelkeit erreichte seinen Hals, er musste sich übergeben. Übergab sich in eine rote Pfütze, in deren Mitte er sich, halb liegend halb kniend, befand. Der Kupfergeruch des Blutes gemischt mit dem sauren Gestank des Erbrochenen zwang ihn ein weiteres mal zu würgen.
Er wollte sich aufrichten. Mit der rechten Hand versuchte er die Tür hoch zutasten, um sich an der Klinke hoch zuziehen. Sank jedoch kraftlos zu Boden und erzeugte ein dumpf klatschendes Geräusch als er in dem Gemisch aus Blut und Erbrochenen aufkam.

Angst wuchs in ihm. So hatte er sich das wahrlich nicht vorgestellt, es sollte Erlösung sein, nicht die Qualen der Hölle. Mit Mühe drehte er seinen Kopf und sein Blick wurde hundertfach erwidert. ‚Der Spiegel …’ Ein unbeschreiblicher Schmerz erfasste ihn, durchfuhr seinen ganzen Körper und weigerte sich wieder zu verschwinden. Aus Angst wurde Panik. Unkontrollierte Bewegungen verteilten den ekelerregenden rotbraunen Brei in die hintersten, bisher noch nicht besudelten, Ecken des kleinen Raumes. Seine weit aufgerissenen Augen erblickten sich selbst in den Bruchstücken des Spiegelglases.

Im Moment höchster Qual, wurden seine Augen matt. Es blieb die endlose Pein.
Zuletzt geändert von Weltentod am 16.12.2004, 17:56, insgesamt 1-mal geändert.
Troll
Mönch
Beiträge: 342
Registriert: 12.09.2004, 14:04

Beitrag von Troll »

Das Ende gefällt mir nicht, das ist zu leidend :)
Die Rechtschreibfehler nehmen teilweise lustige Züge an:
"Quallen der Hölle" oder "Ein unbeschreiblicher Scherz".
Und am Anfang stimmmt die Zeit glaubich auch nicht ganz.

Aber nett :)
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Lubomir
Abt
Beiträge: 429
Registriert: 20.09.2004, 14:50
Wohnort: Kirchberg

Beitrag von Lubomir »

finde es eingentlich sehr schön geschrieben. mach nur weiterhin solche geschichten, die machen spass zum lesen!
Weltentod
Bischof
Beiträge: 695
Registriert: 20.10.2004, 09:59

Beitrag von Weltentod »

Du kennst nicht die Quallen der Hölle?! Na unsere Quallen können schon eklige schmerzen, dann stell dir erstmal die direkt aus der Hölle vor :wink: .

Wenn ich mal wieder was brauchbares zustande bring :|
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