Mit "10 Years Of Chaos And Confusion" schauen Hypocrisy auf eine beachtliche Anzahl Releases zurück, nämlich:

2000 - Into The Abyss
2000 - Live And Clips (DVD)
1999 - Hypocrisy
1999 - Hypocrisy Destroys Wacken 1998
1997 - The Final Chapter
1996 - Maximum Abduction (EP)
1996 - Abducted
1994 - The Fourth Dimension
1994 - Inferior Devoties (EP)
1993 - Osculum Obscenum
1992 - Penetralia

Zur Feier bescherten uns (und ihrem Bankkonto - hab nichts geschrieben) Hypocrisy und Nuclear Blast diese Zusammenstellung, wobei etliche Lieder neu aufgenommen wurden (siehe dazu obenstehende Tracklist).

Das 1. Stück beginnt sachte, geht dann aber ziemlich zur Sache, schliesslich haben wir es auch mit dem Titel-Stück des Debuts zu tun. Beim darauffolgenden "Fourth Dimension" spürt man die fortwährend dazugewonnene Reife. Als nächstes wird uns "Osculum Obscenum" dargebracht. Selbstverständlich wird das Humanistenherz des Lateiners durch die Verbeugung vor der ausgestorbenen Sprache berührt (tu nicht so kompliziert reden - Red.), wenn auch das Lied als solches nicht viel Herzliches an sich hat und v.a. der Anfang eher simpel gestrickt wirkt (es handelt sich um das 2. Album). Spätestens nach dem Refrain wird’s dann aber unterhaltsamer. Bei "Apocalypse", hat schon 1994 die Weiterentwicklung in die 4. Dimension eingeläutet, kann man (trotz des Titels) herrlich in Gedanken schwelgen. Mit "Killing Art" (von "Abducted") werden die jedoch brutalstens komplett weggefegt. Zum folgenden "Deathrow" darf wieder geträumt werden; mit vollem Magen und no regrets im Bett versinken und von Hypocrisy umlullt werden - göttlich oder Versuchung durch den Teufel? Bereits mit dem 8. Lied kann man wieder wohlig "Until The End" im Lehnstuhl schaukeln; ein Meisterstück des musischen Death Metal. "Pleasure Of Molestation" kommt aus der Sturm und Drang Phase - selbstverständlich damals ein Highlight. Es treibt vorwärts und landete ganz nach dem Motto: "Wir können auch schnell und böse!" auf der Zusammenstellung. Nach diesem Gewitter folgt der würdevolle, leicht arrogante Einmarsch der "Coming Race". Nicht mehr ungestüm, aber durchwegs bedrohlich.

Auf der limited Edition-CD erwartet Euch das Demo 91 mit "God Is A Lie", "Suffering Souls" und "To Escape Is To Die". Trotz Demostatus ist die Soundqualität durchaus erträglich (wenn ich da an Carcass-Tribute-Alben oder Brasilen-Assault-Sampler [beide Reviews auf RENEWAL] denke ....).
Das Demo 92 wartet nochmals mit den drei selben Songs (zweimal länger, einmal kürzer geworden) auf - nicht sonderlich originell - bietet darüber hinaus aber noch "Nightmare" und "Left To Rot" (die Studioversion kommt dann später zu Video-Ehren).

Als Bonus gibts "Turn The Page" ("new studio song 2001"), welcher deutlich moderner klingt, was natürlich nicht erstaunt, aber mich haut das Stück nicht um. Dafür sind die anderen Songs neueren Datum auf der ersten CD zu stark - und an denen müssen Hypocrisy sich heute messen lassen.

Bei den Videoclips gilt es festzuhalten, dass "Left To Rot" (1992) auch durch Zeitablauf nicht besser wird und man von den verschwommenen und ständig wechselnden Einstellungen höchstens Sehschäden und Kopfschmerzen kriegt. Diese Nebenwirkungen hat das neuere Video "Roswell 47" (1996) zwar nicht, aber als wirklich sexy kann man es nicht bezeichnen, wenn man dem Peter dabei ins Maul gaffen darf, wenn er gerade geifernd das vorgenannte Stück einsingt (schon gut, nächstes Mal legen wir Dir zum Ausgleich einen Lita Ford Screensaver dazu - Red.). Bei "Impotent God" (1992) sieht man mal wieder, wie es damals bei Konzerten so aussah, wobei der Live-Mitschnitt nicht in einem Abwasch aufgenommen wurde - das verrät bspw. die von Zeit zu Zeit am rechten unteren Bildrand eingeblendete Zeitangabe der Videokamera (immerhin kann man errechnen, dass sie das Stück durchschnittlich um Mitternacht gespielt haben). Weil Peter die neue Susperia (siehe RENEWAL-Review) produzieren und neue Songs für sein Projekt Pain schreiben will, werden Hypocrisy bei den diesjährigen X-mas Festivals übrigens nicht mitspielen. "The Final Chapter" (1997) präsentiert sich visuell klar am anpruchsvollsten und man kriegt gegen Ende erst noch Besuch von Peters Lieblingen. "Inferior Devoties" (1993) bleibt ganz in S/W, überzeugt aber im Mittelteil, bezeichnenderweise während des musikalisch am besten gelungenen Abschnitts, mit effizientem Einsatz der minimalen Mittel. "Pleasure Of Molestation" nahm anno 1993 gar Blair Witch Project vorweg - nebst einem sehr stimmigen Anfang. Ach übrigens: Ihr werdet richtig sehen, Peter war damals noch nicht der Sänger, sondern Masse Broberg.

Diese Video-Zusammenstellung macht zweifellos Sinn, denn als die Teile dazumals, wenn überhaupt, mitten in der Nacht über die Kanäle irrten, wurden sie bei weitem nicht von allen potentiellen Liebhabern genossen - wiederum viele andere dürften ohnehin erst in jüngerer Zeit zu den Hypocrisy-Horden gestossen und dankbar sein, auf diese Weise nachträglich in den Genuss zu kommen (wobei sie schon auf der Hypocrisy DVD: Live & Clips zu haben waren).

Das Fazit: Holt Euch die Limited Edition und Ihr habt Value for Money!

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

7/2001

Format

CD

Land

Genre

Death Metal