Der Zwerg-Staat Andorra, der zwischen Spanien und Frankreich liegt, ist nicht sehr bekannt. Die Musik-Truppe Persefone ist aber Grund genug, ihn von nun an kennen zu müssen. Als erste international tätige Band aus diesem Land, wagen sie mit ihrem ersten Album den Schritt aus ihrer Heimat hinaus in die Welt. Und das ist auch gut so!

Sanfte Piano-Klänge im Intro versetzen mich in eine ruhige und entspannte Atmosphäre bis dann ziemlich schnell die Klang-Welt von Persefone über mich hereinbricht. Und diese Welt könnte nicht facettenreicher sein: Mit Vollgas wir gleich losgebrettert und der Sänger setzt in herrliches Gekeife ein. Doch bei diesem Sextett bleibt nie lange etwas gleich. Kaum hat man sich auf dieses Gekeife eingestellt, ertönt plötzlich als konträrer Punkt cleaner und wehmütiger Gesang. Noch im gleichen Lied kommt Gegrunze zum Zuge und es wird einem schnell klar, dass Stilbrüche wohl zum typischen Programm der Exoten gehören. Diese Abwechslung, die sich natürlich auch in vielen Tempo-Wechseln niederschlägt, macht, dass es einem nie langweilig wird und spezielle Akzente wie z.B. Akustik-Abschnitte überraschen immer wieder. So ist es auch nicht einfach, diese Musik zu benennen. Das Grundgerüst besteht aus melodischem Todesmetall, das besonders gesanglich einige Anteile an Black Metal enthält. Dazu kommen viele progressive Elemente. Dass ein musikalisch enorm breites Spektrum geboten wird, drück sich auch im Einsatz der Stimmen aus: es wird gegrunzt, gekreischt, geflüstert, gekeift und gesungen. Die cleane Gesangsrolle ist sehr interessant, da auch sie von einem Mann übernommen wird. Dem Keyboard wird meiner Meinung nach manchmal einfach zu viel Platz gelassen und so kann es doch zwischendurch ein wenig nerven. Dies ist mein einziger Kritikpunkt, denn sonst gibt es nichts auszusetzen: Vom professionellen Design des Booklets zu der Beherrschung der Instrumente und dem Mastering (durch Peter In De Betou - Dimmu Borgir, In Flames etc.) ist alles Spitzenklasse.

Obwohl die Südländer logischerweise von vielen verschiedenen Musikern, unter anderem auch klassischen Komponisten, inspiriert wurden, wirken sie nicht wie eine Kopie. Ihre hervorragende Mischung verschiedener Stil-Elemente kreiert nämlich eine eigene originelle Atmosphäre, die ausserdem sehr fesselnd ist. Während ich sehnsüchtig auf den Nachfolger von "Truth Inside The Shades" warte, bleibt mir nur noch, die einfältigen Metal-Bands dieser Welt zu warnen: gebt Acht, die Andorraner kommen!

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Adipocere Records

Veröffentlichung

11/2004

Format

CD

Land

Genre

Black Metal