Mir war bis jetzt gar nicht bewusst, dass die finnische Sprache derart "metaltauglich" ist: Moonsorrow bedienen sich nämlich ausschliesslich ihrer Muttersprache und zwar so geschickt, dass der Zuhörer diesen Umstand beim ersten Probehören gar nicht erst realisiert. Moonsorrow haben sich sogar die Mühe gemacht, sämtliche Texte ins Englische zu übersetzen, so dass wir uns ihre pathetischen Erzählungen längst geschlagener Schlachten und längst verstorbener Helden vollumfänglich zu Gemüte führen können. Damit ihr eine Idee von den Texten und der finnischen Sprache im Allgemeinen bekommt, sind die Songtitel in beiden Sprachen aufgeführt – schliesslich soll uns niemand fehlendes Interesse oder gar Engstirnigkeit vorwerfen können und ihr habt zugleich die Möglichkeit, eure Sprachenkenntnisse zu verbessern.

In Anbetracht der Tatsache, dass die Bandgeschichte von Moonsorrow wohl kaum jemandem bekannt ist, zuerst einige Worte zum Werdegang dieser sehr talentierten Formation: Moonsorrow wurden im Jahre 1995 von den Vettern Ville Seponpoika Sorvali (bass, vocals) und Henri Urponpoika Sorvali (rhythm and acoustic guitars, keyboards, accordion, mouth harp) gegründet. Wenn jetzt einige aufmerksam die beiden Namen gelesen haben, werden sie vielleicht festgestellt haben, dass Henri Urponpoika Sorvali identisch mit dem Keyboarder von Finntroll ist, so dass ihr bereits einen ersten Anhaltspunkt habt, wie Moonsorrow in etwa tönen könnten. Im Jahre 1996 folgte das erste Demo ("Thorns of Ice"), welches den Weg an die Öffentlichkeit aber nicht fand. Erst das Demo "Metsä" (Forest), welches ein Jahr später folgte, wurde veröffentlicht. Im gleichen Jahr wurde auch ein unbenanntes Promo-Tape aufgenommen. Die beiden Musiker waren aber mit dem Resultat nicht zufrieden und sahen von einer Veröffentlichung ab. Zu Beginn des Jahres 1999 wurde das nächste Demo "Tämä Ikuinen Talvi" (This Eternal Winter) veröffentlicht, welches zu einem Vertrag mit Plasmatica Records führte. Zu diesem Zeitpunkt fand auch Baron Tarwonen (Drummer) den Weg in die Band. Im Februar 2000 nahmen Moonsorrow mit Suden Uni (A Wolf’s Dream) ihr Debutwerk auf. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatten sie sich dem bombastischen und epischen Pagan Folk Metal verschrieben. Bis zur Veröffentlichung dauerte es aber noch einige Monate; in dieser Zeit wurden mit Mitja Harvilahti (lead and rhythm guitars) und Lord Euren (live keyboards) zwei weitere Mitglieder in die Band aufgenommen. Die ersten Liveshows der Jungs datieren ebenfalls aus dem Jahre 2000. Nachdem der Vertrag mit Plasmatica Records nicht verlängert wurde, fand die Band beim bestens bekannten Spikefarm Records Label ein neues Zuhause. Während der Suche nach einem neuen Label wurde im Übrigen das Demo "Tämä Ikuinen Talvi" mit neuen Gesangsspuren versehen und als CD wiederveröffentlicht. Aufgenommen wurde "Of Strength and Honour" im August 2001 im Tico Tico Studio in Ahti, gemastert im Finnvox von Mika Jussila. Veröffentlich wurde der Zweitling im Dezember 2001; jetzt hat das Werk also auch den Weg ins Renewal-Zine gefunden, und es wäre wirklich schade gewesen, wenn euch dieses Werk vorenthalten worden wäre!

Das Intro "Serene" mit seiner lieblichen Melodienfolge lässt nur bedingt Rückschlüsse auf die folgenden Stücke zu, da derartige Intros ja mittlerweilen bei zahlreichen Genres einfach dazu gehören. Das nahtlos folgende "Warrior’s Grave" vermittelt einem das Gefühl, unmittelbar auf einem mittelalterlichen Schlachtfeld zu sein und sich todesmutig am Kampf zu beteiligen. Die klirrenden Schwerter und Pferdegewieher untermalen das Ganze wirkungsvoll. Klar, Moonsorrow erfinden das Rad nicht neu. Mit "Warrior’s Grave" legen sie aber einen ordentlichen Start hin, der Appetit auf mehr macht.

Mit "A Village Away" folgt mein persönlicher Favorit auf "Of Strength and Honour": Besonders der schnelle Mittelteil mit seinen hymnischen Keyboardarrangements, welche ihren Ursprung wohl in der Folkmusik haben, hat es mir angetan; erinnert mich an Amorphis zu leider längst verflossenen "Elegy"-Zeiten. Zu Beginn ist sogar eine Maultrommel auszumachen, die mit ihrem fremdartigen Klang dem Song eine ganz besondere Atmosphäre verleiht. Daneben kommen zahlreiche Chöre zum Zuge, die einen geradezu zum Mitgrölen animieren. Ein Stück bombastischen Viking Metals, wie es auch Grössen wie Thyrfing und Mythotyn nicht besser auf die Kante kriegen.

"Field of the Devil" kommt getragen daher und zeigt, dass es sich bei Moonsorrow um eine Band handelt, welche ihre Stärken besonders im Mid-Tempo Bereich hat. Fast schon zerbrechlich wirken einzelne Melodiebögen von "Field of the Devil", so dass man leicht vergessen könnte, dass sich Moonsorrow auf dem Weg zur Thronbesteigung des Viking / Pagan Metal befinden. Krachfetischisten, welche einzig auf Knüppelorgien aus dem Death Metal Bereich stehen, können somit getrost einen grossen Bogen um Moonsorrow machen.

"The Sun and the Moon" zeigt Moonsorrow von ihrer eingängigsten Seite. Die krachenden Gitarrenriffs und die hymnenhaften Chöre verschmelzen mit den vereinzelten Flötenklängen zu einem einzigartigen Ganzen. Bei diesem Song wird aber auch klar, dass für die Zukunft gerade im Bereich der Gesangsarbeit wohl noch Steigerungspotenzial steckt, hat man doch das Gefühl, dass gerade die cleanen Vocals doch etwas druckvoller aus den Boxen tönen dürften. Da dies aber mein einziger Negativpunkt ist, kann darüber hinweggesehen werden. Daneben werden sich die Geister wohl insbesondere auch an der Covergestaltung von "Of Strength and Honour" scheiden. Dieses wirkt auf den ersten Blick nämlich relativ billig und es macht den Anschein, als hätte man da mit etwas mehr künstlerischem Aufwand ein besseres Resultat erzielen können. Mich stört der Wikinger, welcher mit wehenden Haaren ein brennendes Drachenschiff beobachtet, aber eigentlich nicht gross, da ich einfache und klischeehafte Covers sowieso bevorzuge.

Mit "Warrior’s Tale" - mit einer Dauer von über 13 Minuten ein wahres Epos – findet "Of Strength and Honour" einen würdigen Abschluss. Bei diesem Song wird dem Zuhörer plötzlich auch klar, dass Bathory wohl als einer der Haupteinflüsse von Moonsorrow zu gelten hat: Derartige Monumentalsongs sind oder besser gesagt waren wir uns bisher einzig von Bathory ("Blood Fire Death", "Hammerheart") bekannt. Wenn sich Moonsorrow in Zukunft in dieser Richtung weiterentwickeln sollten, könnten sie schon bald in die Fussstapfen von Mr. Quorthon treten. Ich bin ziemlich sicher, dass Moonsorrow mit dem Song "Warrior’s Tale" sämtliche Götter Walhallas auf ihrer Seite haben und in Zukunft unter deren Schutzmacht stehen werden.

Als Fazit lässt sich folgendes festhalten: Moonsorrow haben mit "Of Strength and Honour" eine wahre Perle im Bereich Viking / Pagan Metal abgeliefert, der dem Meisterwerk "Valdr Galga" von Thyrfing aus dem Jahre 1998 in Nichts nachsteht. Für jeden Liebhaber dieser Stilart des Metals dürfte "Of Strength and Honour" ein Pflichtkauf sein - alle anderen haben die Möglichkeit, mit diesem erstklassigen Werk dieses Genre zu entdecken, und glaubt mir, es lohnt sich!

 

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

 

Spikefarm Records

Veröffentlichung

 

12/2001

Format

 

CD

Land

   

Genre

 

Pagan Metal