Tja, folgendes schoss mir beim ersten Durchlauf durch den Kopf: Wenn ich keine objektive Meinung über diese Scheibe verlieren müsste, würde ich diese CD mit dem Häufchen verdautem, braunem Etwas vergleichen, das ich brav jeden Morgen meiner Kloschüssel schenke. Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir es hier mit Darkside's viertem Anlauf zu tun haben. Harte Worte, ich weiss. Aber so einfach geht's nicht. Nach ein paar weiteren Durchgängen hab ich dann doch etwas Gefallen an dem Material finden können.

Eines vorweg: Nichts für Knüppelfetischisten. Headbangen ist bei diesem Sound ein Ding der Unmöglichkeit. Hier wird dem Hörer ein gehöriges Mass an Konzentration abverlangt. Die "Gehirnmuskulatur" wird angesprochen, nicht die Nackenmuskulatur. Es fängt schon damit an, dass diese österreichisch-tschechische Formation etwas geschaffen hat, an dem sich jeder Rezensent die Fingernägel ausreissen wird (oder waren es vielleicht doch die Zähne, die er sich daran ausbeisst? - Red.). Wie soll man Darkside's Musik kategorisieren?! Am besten wohl als episch melodischen Folk/Dark/Death Metal. Aber eigentlich lässt sich diese Scheibe in keine Schublade stecken, da sie einfach zu viele, verschiedene (u.a. auch moderne) Einflüsse besitzt.

Ich kann mich mit Cognitive Dissonance nicht so recht anfreunden. Bei mir will das Material einfach nicht zünden. Meiner Meinung nach sind die Songs zu komplex strukturiert. Hier werden zu viele Breaks und zu viele Riffs in einen Track gepackt. Es wird krampfhaft versucht, mit Synthieklängen - die gelegentlich gar "technoide" Formen annehmen - Atmosphäre zu erzeugen. Dies lässt sich einfach nicht mit dem aggressiven Grundelement Death Metal in Einklang bringen. Weniger Experimentierfreudigkeit hätte dieser Platte eindeutig gut getan, denn dann hätten wir eine gute Morbid Angel Kopie vor uns liegen. Manche Stücke können durchaus überzeugen, während andere den Hörer einfach nur nerven. Beispiel: Fifth überzeugt durch sehr gute, deathmetallische Gitarrenarbeit und erinnert mich an die oben erwähnten Todesbleikönige (hätten die Jungs bloss mehr solcher Songs draufgepackt, aber nein...). Bei Cognitive Dissonace mischen Darkside ein an Frösche erinnerndes "Keyboardgeräusch" unter den ansonsten nicht schlechten Death Metal Sound. Jungs, das nervt! Man hat das Gefühl, Morbid Angel würden in einem Froschteich losholzen. Jedoch muss auch ich - als bekennender Knüppelfetischist - der Band anerkennen, dass die Progressivität der Stücke manchmal faszinierend wirkt. Vor allem die gelegentlich eingestreuten, an Borknagar erinnernden Männerchöre sind in dieser Sparte mal was neues. Produktionstechnisch hat man nichts anbrennen lassen - sauber und druckvoll abgemischt, dröhnt die ganze Schose aus den Boxen.

Fazit: Wer keine Berührungsängste mit technischen Spielereien hat, der sollte das Ding mal antesten, zumal es Darkside hier und da doch schaffen, eine düstere Atmosphäre zu kreieren, welche den Hörer in gedankliche "Horrorwelten" geleitet. Würden die exzessiven Keyboardeinsätze und die modernen, technoiden Klänge (nein, keine Angst, es gibt auf dieser Platte keine bum-tz-bum-tz Scheisse) nicht sein, hätten wir hier gar kein schlechtes, solide produziertes, durchschnittliches Death Metal Album vorliegen - klanglich irgendwo zwischen Morbid Angel und einer ordentlichen Thrash Kapelle. Das nächste Mal bitte schneller auf den Punkt kommen und weniger Technik auffahren.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Season Of Mist

Veröffentlichung

12/2001

Format

CD

Land

Genre

Dark Metal