Mit schöner Regelmässigkeit besuchen uns in den letzten Monaten illustre Vertreter der italienischen Schwarzstahlszene zur Rezension, welche beinahe durchweg mit knackigem und taufrischem Tonmaterial überzeugen können. Auch das Zwei-Mann-Projekt Urna wagt sich dieser Tage über die Alpen, um uns unter dem Titel "Sepulcrum MMVI" die "Geräusche aus dem Abgrund" und damit eine neue Dimension des Black Metal präsentieren. Experimental Funeral Doom Black Metal nennt sich das Ganze und neugierig versuche ich zu ergründen, ob die Dunkelmänner MZ und RM, ihres Zeichens auch bei Locus Mortis aktiv, tatsächlich neue Akzente werden setzen können - oder den Mund doch eher etwas voll genommen haben...

Zu Beginn des Klangreigens rülpst sich eine tiefe Grabesstimme flüsternd durch ein sphärisches Düsterintro und nötigt mich schnell zum Wechsel auf den zweiten Track - doch welch Überraschung: Auch hier verzichtet man zur Gänze auf sämtliche schwarzmetallischen Aspekte; stattdessen wimmert eine dünne und nervenzerrende Tastenfolge ohne Vokalunterstützung gen Trommelfell und urplötzlich keimt der Verdacht auf, es mit einem Sammelsurium aus Intros, Interludes und Outros aufnehmen zu müssen. Der nächste Titel bringt dann endlich zumindest etwas wie eine Melodie mit sich, die, wenngleich auch in bemerkenswertem Schneckentempo vorgetragen und von der wiedererwachten Grabesstimme begleitet, immerhin entfernt an Black Metal erinnern kann. Auch diesem walzenden Gedröhne entkomme ich nach einiger Zeit durch einen dringend notwendigen Druck auf die Skiptaste - und finde mich vom Regen in der Traufe, will heissen einem noch bizarreren Lärmgebilde wieder, dem ich mich schliesslich ergebe, in der Hoffnung, durch tapferes Zähnezusammenbeissen auch den Rest der Platte ohne Bewusstseinsstörungen ertragen zu können. Zum mehr oder weniger objektiv musikalischen Aspekt von "Sepulcrum MMVI": Die allgegenwärtigen und äusserst dickflüssigen Keyboardteppiche befinden sich allzeit auf der Suche nach Atmosphäre, werden hierbei jedoch nur bedingt fündig und kristallisieren sich mehr und mehr als Geduldsprobe für den Rezensenten heraus. Hin und wieder gesellen sich Gitarren hinzu, die einschläfernd eintönig und unkreativ vor sich hin jammern und es nicht wagen, dem Lowtempobereich auch nur ansatzweise den Rücken zu kehren. Erwähnenswert ist auch der Schlagzeuger, dem bei längerer Laufzeit der Scheibe vor Langeweile wohl die Stöckchen aus den Fingern gefallen wären und der sich nur vereinzelt bewähren und in kurzen Fastbreaks sein scheinbar vorhandenes Talent unter Beweis stellen kann. Die mahnende Tiefstimme, die sobald sie auftaucht deplaziert wirkt, reiht sich nahtlos in die Reihe der Negativeindrücke ein und drückt dem Album endgültig den Stempel "durchgefallen" auf.

Es mag sein, dass manche Geschmäcker Gefallen an diesem Klangexperiment finden werden, sei es als treffende Hintergrundbeschallung für satanische Messen oder sonstige derartige Garstigkeiten, mir jedoch sagt "Sepulcrum MMVI" absolut nicht zu und ich tue mich auch schwer damit, die Platte in die Sparte Black Metal einzuordnen. Unspektakuläre Keyboards noch und nöcher, wenig Stimme, wenig Gitarre, wenig Sonstiges. Wer seine ganz persönliche Passage ins Nirvana durch ausgefallenes Ambiente gestalten möchte, der möge hier zugreifen. Ansonsten sollten sich auch die geschmacklosesten schwarzen Seelen unter uns den Kauf dieses Werkes sparen und ihr Geld anderweitig investieren.

Albuminfo

Punkte

 

1/5

Label

Aeternitas Tenebrarum

Veröffentlichung

11/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal