Was kann sich eine Band heutzutage noch einfallen lassen, um sich ohne grösseren Aufwand aus der breiten Masse abzuheben? Na, zum Beispiel ellenlange Pseudonyme und Lied- beziehungsweise Albumtitel. Zugegebenermassen sind solche Spässe seit den Exzessen von Bal-Sagoth auch kein Novum mehr, erzeugen aber in jedem Falle einen Aha-Effekt seitens der Hörerschaft sowie erhöhten Tippaufwand seitens der schreibenden Zunft.

"Master Of Depraved Dreaming And Emperor Of The Black Abyss, The Great Lord Hziulquoigmzhah Cxaxukluth Vel Necrolucas" nennt sich der Kopf der polnischen Drei-Seelen-Band Anima Damnata, die sich mittels ihres zweiten Langeisens "Atrocious Disfigurement Of The Redeemer's Corpse At The Graveyard Of Humanity" anschickt, Innovationen in die verblassende Fassade des Black Metal zu bringen. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass dem Album bereits das Pseudonym des Frontmannes und die damit verbundene Tastatur-Rallye einen imaginären Minuspunkt mit auf den Weg gibt...

"Reh" wurde das erste Demoband der Truppe tituliert, welches auf das Jahr 2001 zu datieren ist und zeigt, dass man zunächst geordneten Überblick über die zu wählende Anzahl der Lettern behielt und erst nachher die Kontrolle darüber verlor. Räumen wir aber mit der guten Idee von Anima Damnata auf und wenden uns der Musik zu. Den Beginn macht das übliche Effektintro - stimmig überleitend zur folgenden Klangoffensive. Überrascht stelle ich fest, dass nicht der auf der Hand liegende Schwarzmetall dargeboten wird, sondern lupenreiner Death Metal. Sofern seitens der verantwortlichen Plattenschmiede der gelieferte Rohling nicht mit Tonmaterial einer falschen Band bebrannt worden ist, zerschmettert diese Erkenntnis zwar meine Erwartungen an Anima Damnata, offenbart andererseits aber hochqualitative Klangkunst der Todesabteilung. Dreizehn lyrische Abhandlungen der Themen "Shit", "Sex" und "Satan" füllen die Scheibe, geformt zu uptempolastigen Wutausbrüchen der rabiaten Sorte. Tiefe Growls, die man wohl im Vorfeld aus Schweden hat einfliegen lassen, prägen das Gesamtbild nachhaltig, die sich überschlagenden Trommeln sind der Backstein auf dem Gaspedal. Die Gitarrenriffs verwandeln sich in nur kurzen Abständen wieder und wieder - mal erscheint eine Midtempopassage, mal ein chaotisches Solo. Das Songwriting an sich ist mit dem Begriff "bestialisch" wohl am treffendsten kategorisiert, der sich in dieser Hinsicht auch für das gesamte Album eignet. Hier wird tierische Aggression zum Gewaltexzess transformiert und eine knappe dreiviertel Stunde lang vor unseren Trommelfellen ausgelebt.

Zusammenfassend steht fest, dass Anima Damnata auf "Atrocious Disfigurement Of The Redeemer's Corpse At The Graveyard Of Humanity" neben allen Wortspielen noch genügend Zeit finden, tüchtig in den Werkzeugkasten zu greifen und ein packendes Stück Death Metal auf die verfluchte Menschheit loszulassen. Der Stiefel der Polen ist zwar nicht wirklich überzeugend innovativ, dafür aber abwechslungsreich und energiegeladen wie aus dem Bilderbuch. Ich bin mir sicher, dass bei dieser Band das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist und weitere Leistungssteigerungen auf den kommenden Lebenszeichen zu bemerken sein werden.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Morbid Moon Records

Veröffentlichung

5/2007

Format

CD

Land

Genre

Death Metal