Für gewöhnlich wandern rezensierte Langspieler nach der Rezension für ein Weilchen ins CD-Regal. Vielleicht ist das der Grund, warum es mit der Grabak-Kritik etwas länger gedauert hat. Mein Unterbewusstsein hat sich schlicht geweigert ein dergestalt ambitiöses Werk im Regal verstauben zu lassen.

Unter der neuen Flagge von Black Blood Records werkelte das unlustige Quintett an rasenden Kompositionen, die alternierend Marduk und Dark Funeral beschwören. Doch trotz all der Prügelfetischismen bleibt genau die nötige Portion an melodieträchtigen Sequenzen. Einerseits ist es die rabenhaft fies-raue Stimme, welche die Geschwindigkeitsdynamik auszuhebeln vermag. Andererseits wuchten sich stets Gitarrenmelodien ins Geschehen, wovon einzelne an Dissection erinnern, obwohl es den Deutschen viel stärker um die Durchschlagskraft als um Melodien geht.

Lichtmomente treten so zahlreich auf, dass sich eine vollständige Auflistung als Sisyphus-Arbeit erweisen würde. Dennoch ein Auszug:

- "Strigoi" glänzt nicht nur durch einen unbändigen Groove, sondern auch mit verzerrtem Megaphongesang.
- Die dreidimensionalen Stimmeffekte mit Flüster-, Kreisch-, und Sprechüberlagerungen bringen den Hörer auch beim zehnten durchlauf noch zum Zusammenzucken.
- Der Killer "The Beauty in a Gorgon's Eye" wird dank knochentrocknem Bass und unbändigem Solo sogar bekennende Todesjünger für den Schwarzstahl bekehren.
- Das beinharte "Judas Iscariot - As Wolf Amongst Sheep" trifft mit derbem Bolzwerk und unersättlichem Geschwindigkeitswahn mitten ins Ziel.

Gegen diese Wand an Wohlwollen tritt ein einziger kleiner Wehmutstropfen an, welcher jedoch nie der Hauch einer Chance hat: Der Trommelklang steht ständig etwas ausserhalb des Gesamtkunstwerks. Manchmal verschlingt er Bass und Gitarren böswillig, manchmal schleicht sich eine nervige Tendenz im etwas hohl geratenen Klang ein. Dies schadet dem Gesamtbild aber kaum.

Man darf also gespannt sein, ob die Einheit-Subdivision Black Blood Records mehr aus den guten Grundlagen macht, als dies früher CCP Records getan hat. Für mich gibt es auf alle Fälle ein neues Synonym für deutschen Hochgeschwindigkeitsschwarzstahl mit der nötigen Portion Eingängigkeit.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Black Blood

Veröffentlichung

7/2007

Format

CD

Land

Genre

Black Metal