Waren es nicht Summoning, die uns seinerzeit erstmals das komplette metalgewordene Tolkien-Spektrum in die Hütten brachten?
Klar, inspiriert hatte der Geschichtenerzähler zumindest in Sachen Namensfindung zuvor schon diverse andere Formationen - man denke an Gorgoroth oder Cirith Gorgor.
Summoning aber arbeiteten die gesamte "Herr der Ringe"-Thematik auf und stiessen damit scheinbar in eine lohnenswerte Nische vor.
Nun schickt sich erneut eine österreichische Truppe an, mit epischen Berichterstattungen mystischer und fantastischer Begebenheiten einen Blumentopf zu gewinnen.
Der Vierer nennt sich Valfeanor und ist, wie auch Summoning, in der Hauptstadt Wien ansässig - womöglich liess man sich deshalb dazu hinreissen, den Spuren von Protector und Silenius zu folgen...

"En Ny Tid" ist der Titel des ersten Lebenszeichens Valfeanors, mit dem man bei der schweizer Plattenschmiede Black Tower offene Türen eingerannt haben muss, denn umgehend erhielt man dort einen Kooperationsvertrag.

Umso gespannter wage deshalb auch ich sofort einen ersten Hördurchlauf...

... und komme nach knapp siebenunddreissig Minuten leider zu dem Schluss, es mit einem absolut überflüssigen Album zu tun zu haben.
Vom versprochenen Epic Black Metal keine Spur, dafür haufenweise Keyboardgedudel der durch und durch faszinationslosen Art und eine wohl von übermässigem Nikotinkonsum arg in Mitleidenschaft gezogene Stimme.
Natürlich, mit Keyboardspiel muss man rechnen, wenn man sich in die Abteilung der Sagen und Legenden begibt und der Tastendrücker trifft auch sicher die angeschlagenen Töne - dumm nur, dass die herbeigezauberten Melodien reizlos sind und ansonsten wenig passendes Drumherum geboten wird.
Am Beispiel des nicht immer sattel- und taktfesten Schlagzeugs wird ersichtlich, dass es um das Potenzial der einzelnen Instrumentalisten nicht gerade überragend bestellt ist.
Fast möchte man stellenweise helfend eingreifen, wenn man den bewusst langsam und sehr sehr sehr besonnen eingespielten Klangfolgen lauscht, die sich stets in der Angst befinden, einen Misston verursachen zu können.
Ich will aber auch nicht verschweigen, dass es hin und wieder die eine oder andere erhabene Passage zu bestaunen gibt, die sich dank dezentem Schlagzeug- und Gitarreneinsatz tatsächlich richtig gut und gelungen anhört.
Dummerweise reichen solche Lichtblicke jedoch nicht aus, um die Qualität des Gesamtwerkes wesentlich anzuheben.
Sehr gut auf die Musik eingestellt hat sich die Produktion, die klar und sauber daherkommt und angesichts des übersichtlichen Schwierigkeitsgrades des Tonmaterials ohnehin keine Meisterleistungen zu vollbringen hat.

Nachdem der letzte Ton verdudelt war, traf ich das oben angesprochene Fazit.
Es ist einfach so, dass "En Ny Tid" wirklich viele gute Ansätze in sich birgt, die aber leider ohne Zusammenhang und Fortführung auskommen müssen.
Valfeanor servieren uns hier halbgare Kost, die in dieser Form nicht leicht zu verdauen ist.
Ich würde ja eine Empfehlung für alle Freunde des epischen Keyboardspiels aussprechen, allerdings könnten sich auch diese durch das unstimmige Gesamtbild gestört fühlen und weiterhin den Werken Summoning's lauschen, die die Sagenwelt packender und reizvoller vertonen als Valfeanor.
Da hilft nur eins: Die vorhandenen Ansätze aufgreifen und weiterspinnen - mit den Jahren wird sich auch diese Band mit viel Geduld und Spucke zu einem Geheimtip entwickeln - und sich nach einem anderen Coverdesigner umsehen...

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Black Tower

Veröffentlichung

11/2007

Format

CD

Land

Genre

Metal