Freund Hein ist ein komplett verrückter Haufen schriller Musiker, denen keine Stilbezeichung gerecht werden würde. Diesbezüglich fühle ich mich derart vor den Kopf gestossen, dass mir nichts anderes Einfällt, als zurückzustossen. Deshalb ein absurdes Alphabet für Freund Hein:

A wie "Anthropomorphen Gestirns Vergang": Das Stück liefert exemplarisch eine höchst progressive Note schrillen Todesstahls mit einem Zuschuss an Thrash Metal. Der Gesang geht dabei gar nicht und ist deshalb aller Logik widersprechend passend. Der Trupp jongliert mit Sologesang im Stile der Comedian Harmonists ("Mein Kleiner Gründer Kaktus"), Megaphongesang, Todmetall-Geschrei und allem, was man sich sonst noch vorstellen kann.
B wie Beibüchlein: Unglaublich aufwendig wird es mit Comics der delikaten Art geziert. Freund Hein Fährt unter anderem eine besoffene, nackte Horde mit seinem Zug spazieren und wird von einem dicken menschlichen Teufel vor der Hölle aufgehalten. Sehr erspriesslich.
C wie Chaos Immanent: Besser könnte man die Scheibe nicht betiteln – das Chaos, das Schrille und die Progressivität ist tatsächlich omnipräsent.
D wie Death Metal: Ja etwas Death Metal darf man ab und an vernehmen. Doch Breaks, krumme Melodien und Progressivität am Laufmeter, lassen diese Bezeichnung kaum mehr zu, wenngleich Truppen wie Death durchaus Pate gestanden haben könnten.
E wie ernst: Ernst nimmt sich diese Truppe ganz bestimmt nicht. Augenzwinkern, Sarkasmus und Ironie sind allgegenwärtig. E für eigenständig, würde ich ebenfalls vorbehaltlos unterschreiben.
F wie Freund Hein: Freund Hein ist ein Synonym für den Tod, ihre Musik eines für Chaos.
G wie Grind: Obwohl Freund Hein grundsätzlich nicht dem Grindcore zuzuordnen sind, tendiert die Attitüde irgendwo in Richtung Excrementory Grindfuckers und Konsorten. Musikalische Grindeinflüsse sind nicht zu überhören, aber gedämpft.
H wie hässlich: Der Trupp wirkt absurd, schrill und ungehobelt. Wahrscheinlich bewusst hässlich.
I wie irgendwie überprogressiv. Taktwechsel, Jazzeinlagen, Schreien, Singen, Jammern, Fauchen: Ich schnall es einfach nicht.
J wie "Junk?": Leicht punkig, dezent todesmetallisch und ein Stück weit mit gothischen Klavierepisoden hinterlegt tänzelt das Stück durch die Abfallgrube. Unverständliche Breaks, hysterisch fauchende Kreischlaute und hysterische Zwischenrufe machen unerträglich, was ohnehin stinkt. Erst ein paar kurze Thrash-Soli und nahezu harmonische Exzesse werten das Stück etwas auf.
K wie Keyboard: meist kommt es in krummen Pianotönen daher und gibt den Stücken einen künstlich humoristischen Unterton.
L wie lass ich mal einfach weg.
M wie Marterpfahl: Bisweilen ist es eine wirkliche Tortur, die Stücke anzuhören. Zu anstrengend sind die Wechsel, die Stilbastarde und vor allem der bisweilen nichts weiter als grässliche Gesang.
N wie nicht lustig: Freund Hein gibt sich furchtbar lustig. Doch richtig zum Schmunzeln gerät der Hörer nie, denn ein anderes N würde ebenso passen: nervig. O wie Österreich. Das Heimatland der Wirrköpfe.
P wie Polarisierend: Eins ist garantiert – man liebt Freund Hein oder man hasst sie. Derart komische Musik verdient kein Dazwischen.
Q wie Qualm: Seite drei im Beibuch – alles voller Hanfdampf.
R wie Radieschen. Warum auch immer. Aber es passt vorbehaltlos hier hin.
S wie System of a Dawn: Etwas Ähnlichkeit in den rar gesäten harmonischen Passagen ist nicht zu leugnen. Dazu kommt Gesang im Stile von Knorkator und eine Prise Apokalyptische Reiter.
T wie "Trilogy": Das dritte Stück trumpft mit einem stilentfremdeten Gesang in der Art des Scatmans, ihr wisst schon: "I’m a scatman, bi popoporopop!" Ansonsten wie gewohnt: Progressiv extravaganter Death Metal.
U wie Unikat. Definitiv ein treffendes Nomen für Freund Hein. Doch wenn die Einzigartigkeit zum Selbstzweck verkommt und die Musik darunter leidet, wird sie zum Defizit.
V wie viel zu fröhlich. Progressivität kann durchaus gelungen wirken, wenn eine Spur von Melancholie drin ist. Doch Freund Heins Modernität ist fröhlich, schrill und skurril, so wirkt sie eher aufgezwungen, obwohl kein Zweifel an den musikalischen Fähigkeiten der Mitstreiter besteht.
W wie "White Dictator": Der Opener mutet recht thrashig an, verliert sich dann aber ziemlich schnell in vertrackten Hackriffs. Der Eunuchengesang und das Pianoschäppern setzen den unnötigen i Punkt. Einzig der ruhige Zwischenpart mit Sologitarre lässt einen Spannungsbogen entstehen. Danach wird es wieder zu abstrakt, um Emotionen zu generieren.
X steht für römisch 10. So lange treibt sich Freund Hein schon im Metaluntergrund. Y wie Yoga. Entspannung ist nach dem "Genuss" von "Chaos Immanent" die einzige Überlebensstrategie.
Z wie zerfahren: Der Stilmix, die Progressivität und die unglaubliche Gesangsvielfalt zerschneiden die Scheibe in tausend Stücke, so dass weder ein roter Faden, noch ein Spannungsbogen entsteht.


Ich habe fertig.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

11/2007

Format

CD

Land

Genre

Death Metal