Mittlerweile ist der Folk-Markt dermassen übersättigt, dass man eigentlich schon nicht mal mehr diese Tatsache erwähnen muss. Abgesehen von einigen Koryphäen auf dem Gebiet ist das Genre eigentlich total ausgelutscht. Doch es schaffen immer wieder einige Bands ohne die Verwendung besonderer Instrumente oder exotischer Einflüsse, nicht zu langweilen - und hier kommen Wolfmare aus Russland ins Spiel.

Eigentlich hat die Truppe alles, was man an Folk hassen kann:
Bierschwülstige Texte, fröhliche Melodien, Rumgefidel und Frauengesang... Aber irgendwie schaffen sie es, dass das Ganze weder kitschig noch peinlich wirkt. Das Material ist zwar sehr fröhlich, keine Frage, aber immer noch weit entfernt von Kindergarten-Deppen-Kapellen wie Korpiklaani. Man hat also nicht das Gefühl, in einem legierten Musikantenstadl zu sitzen.
Neben dem eigenem Tonmaterial hat auch noch ein traditionelleres Lied, "In Taberna", den Weg auf den Silberling gefunden - dieses ist sicherlich weitläufig bekannt. Dass es umarrangiert wurde, muss wohl nicht extra erwähnt werden, was auch ziemlich gut gelungen ist.
Was ich dem Album sehr hoch anrechne, ist der Verzicht auf das Durch-den-Schlamm-ziehen der nordischen Götterwelt, indem man in der Lyrik auf "Saufen für Wotan" verzichtet. Dies trägt der Atmosphäre sehr positiv bei.

Der Sound ist auch sehr gut gelungen. Weder die traditionellen Instrumente, noch die Klampfen kriegen zuviel Raum. Allgemein ist es schön fett und kann es mit jeder anderen Produktion aus dem Genre locker aufnehmen. All zu grosse spielerische Finessen sollte man jetzt aber nicht erwarten.

Um jetzt aber GANZ hoch hinaus zu kommen, mangelt es einfach ein bisschen am Liedaufbau - dieser ist für meinen Geschmack viel zu geradlinig. Bei aller Bodenständigkeit und weitestgehender Authenzität, unbedingt originell geht man nicht zu Werke. Somit wird es auch für Wolfmare schwierig, sich auch nach dem grossen Folk-Wahn behaupten zu können.

Fahren sie aber weiter diese angenehm-ernstzunehmende Schiene, würde ich mich sehr freuen, wenn diese bestehen könnten. Die Berechtigung dazu sollten sie allemal haben! Wer mit Folk was anfangen kann, aber nichts mit Mallorca-Heiden und trotzdem nicht auf einen Schuss Fröhlichkeit verzichten will, kann bedenkenlos zugreifen. Leute, die mit gar nichts aus diesem Sektor grün werden, sollten das Ding besser stehen lassen und sich ein anderes Scheibchen gönnen.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

CCP Records

Veröffentlichung

5/2008

Format

CD

Land

Genre

Folk Metal