Portugal. Der durchschnittliche Europäer assoziiert mit dem Nachbarland von Spanien Strand, Sonne, Hitze, Urlaub, Trockenheit. Umso verwunderliches ist es, dass "Pro Nihilo Esse" vor Kälte strotzt und gewiss gar nichts mit dem Frohlocken der Ferienzeit und noch weniger mit aktueller Bademode und Sonnenbaden am Hut hat. Hinter Ars Diavoli steckt der Solokünstler Villkacis, der mit besagter Scheibe nunmehr sein erstes Full-Length veröffentlicht hat. Sechs Liedwerke die in irgendeinem Keller oder Gewölbe entstanden sein müssen, fernab der grellen Sonne und fernab aller Hoffnung – "Pro Nihilo Esse" ist ungeheuer brutaler, depressiver Black Metal.

Als Aufmacher fungiert mittels kurzem Fade-In das Stück "Angústia Sufocante", zu Deutsch etwa "Bedrückende Angst". Das einzige, was jenes Erststück vom Rest des Albums unterscheidet ist eben dieser Fade-In. Hier wird sich nichts für den Schluss aufgespart, Villkacis braucht keine Spannungskurve um sein Ziel zu erreichen. Nach wenigen Minuten wird deutlich, was den Rest des Albums geschehen wird – eine Reise durch Abgründe, Ängste, Einsamkeit und Selbstmitleid. Dafür bedarf es auch keiner wirklichen Texte; eher beschränkt man sich auf Schreien und Kreischen, dass wenig dominiert und sich den extrem metallisch klingenden, verzerrten Gitarren anschliesst. Die Titel der jeweiligen Lieder übernehmen diesen Teil und vermitteln die Gefühle, drücken die Absichten aus und weisen den Hörer in die Richtung, in die es gehen soll. Ganz klar – lyrische Anteile wären hier effektiv unangebracht.
Im provisorischen Vergleich zur bekannten Grösse des Suicidal Black Shining fällt die Arbeit von Ars Diavoli wahnsinnig minimalistisch aus. "Pro Nihilo Esse" macht absolutes Unvorhandensein jedes auch noch so kleinen Hauchs progressiver, technischer Ansprüche aus. Keine Solos, keine anstrengenden pentatonischen Abfolgen. In die Länge gezogene Kapitel und sich ständig wiederholende akustische Fotografien einer Hasspredigt. Sturer, pestwarzenschwarzer und seelentief niederträchtiger Black Metal, gesättigt mit krampfhaftem Schmerz. Eher finden sich Parallelen zu frühem Abyssic Hate, vor allem im instrumentalen Bestandteil des Schlagzeugs. Jenes beschränkt sich auf sehr langsame Rhythmen und dezente aber stetige Doublebass, unausgemalt und pur, ohne Fills und anderem Schmuck. Geil.

Hier gibt’s wenig zu beanstanden. Wer sich im Sommer abkühlen will, sollte sich das Geld für Speiseeis sparen und sich besser "Pro Nihilo Esse" zulegen – immerhin weiss man in Portugal, wie man sich trotz Hitze ein frostig kaltes Gemüt zulegt. Villkacis darf sich getrost zu den ganz Grossen des Genres gesellen. Viele Genossen sollten dabei aufpassen, dass sie nicht irgendwann von ihm heruntergestossen werden. Das Potenzial ist vorhanden.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Debemur Morti Productions

Veröffentlichung

10/2008

Format

CD

Land

Genre

Black Metal