Die lustigen Bewohner rot gestrichener Häuser, Bewahrer endloser Wälder und stiller Seen – die Schweden – beliefern den Musikmarkt mit einem neuen Exportprodukt. Es nennt sich "Irrbloss", was wohl soviel wie Irrlicht bedeutet, und bescheren uns Pagan Metal der antichristlichen Schule. Lasst die Sektkorken fliegen, wir feiern ein Debut!

Aus Sicht des bemüht objektiven Rezensenten gibt es hier wahrlich etwas zu feiern, durch die Brille der bösesten Musik der Welt ist der Begriff "Feiern" natürlich Verrat widerlichster Sorte.
Nun gut. Die fünf, auf Lichtbildern noch recht jung anmutenden, Schweden verfügen auf "Bloodline" über ein ziemlich grosses Potenzial an Riffs und abwechslungsreicher Schlagzeugarbeit. Da letztere sehr typisch, trotzdem positiv, ausfällt, möchte ich mich nicht weiter darüber auslassen.
Man orientiert sich stark am frühen Black Metal, keine Refrains, sehr viele Bridges, gerne mal ein Chorus und absolut bangfähige (!!!), einsehbare Einteilung der Stücke in stark variierende Tempopassagen und Härtegrade.
Auf eine stumpfe Prügelorgie folgt demnach regelmässig eine stets eingängige Besinnungspause mit sehr thrashigen, rüden Gitarrenparts. Irrbloss nehmen Abstand vom Saitenschreddern und konzentrieren sich eher auf intensive, melancholische Zupfereien, die nicht selten unverzerrt daherkommen. Der Bombastklang der 90er geht trotzdem nicht verloren und wird ausgezeichnet aus der Konserve geholt. Und wie es heute üblich ist, fügt man der Musik gerne mal ein wenig Depression hinzu.

Auch Irrbloss schrecken nicht vor diesem Schritt zurück. Der Hörer muss sich also auf einen Spagat zwischen stark niederschlagenden Gitarrensoli, schmerzerfüllten Vocals und gnadenlosem Hassgeballer einlassen. Eine verdammt herausfordernde Gymnastikübung, für verdammt emotionale Momente. Mitreissend, ohne Frage.

Was Debuts angeht, ist "Bloodline" jetzt schon eine der wichtigen Veröffentlichungen des Jahres 2009. Auf diese Truppe muss dringend geachtet werden, hier ist gewaltiges Potenzial vorhanden! Ich freue mich auf das nächste Album, von dem ich etwas spannendere Riffs erwarte und mir eine ausgeprägtere Ausrichtung auf die stimmlichen Leistungen von Frontmann Irrbloss erhoffe. Auch die thematische Idee geht ein wenig verloren, vom Pagan im Metal merkt man etwas wenig!

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Twilight

Veröffentlichung

4/2009

Format

CD

Land

Genre

Black Metal