Bereits der Titel "Heidenzorn" lässt keine Zweifel offen, in welche musikalische Richtung man in der nächsten halben Stunde unterhalten wird, wenn man das erste Scheibchen der Bayern von Urschrei einlegt. Die ersten Klänge bestätigen dann auch das Vorurteil: Mit diversen Keyboardklängen und Trommelwirbeln wird hier Kost serviert, die jedem Trinkhorn-Träger das Wasser im Munde zusammen laufen lässt: Zum Aperitif prescht das Trio voll los, zur Hauptspeise gibt es anständigen Durchschnitts - Pagan Metal, der besonders gesangstechnisch schwarzmetallisch basiert ist und in vielen Passagen stark zum Haareschütteln animiert. Jedoch könnten sich Urschrei, was das Animieren betrifft, ruhig ein wenig zurück nehmen; "hey, hey!"-Rufe mögen an einem Konzert ganz gut zur Stimmung beitragen, in einem Studio-Werk sollten sie jedoch nichts zu suchen haben. Aber die passende Stimmung zu verbreiten, das scheint Urschrei wichtig zu sein. So wird auch jedes der fünf Liedstücke ("Ankunft" ist ein Intro) entweder von einer altertümlichen Geräuschkulisse mit Schwertkamp und Pferdegewieher oder Lagerfeuer-Gitarren-Romantik eingeläutet. Mit diesen "Specials" wird das Heidenmahl üppig gewürzt und den meisten wird das wohl zu viel der Würze sein. Jedoch muss ich hier verteidigend beifügen, dass solche Effekte oft um einiges schlechter gemacht werden. Sowieso darf nicht vergessen werden, dass es sich hier um das erste Album der recht jung wirkenden Truppe handelt. Da wird nun einmal halt ein wenig übertrieben oder stellenweise experimentiert. Letzteres merkt man ganz gut an "Malleus Maleficarum": In Begleitung einer Akustik-Gitarre flüstert und haucht Frontmann Felix zu Beginn eine tolle Spannung herbei, die extrem an Dornenreich erinnert. Als diese Spannung durchbrochen wird, geht es wieder zügig voran, aber fällt nicht in das übliche Schema hinein. Neben dem Abwechslungsreichtum ist der Gitarreneinsatz hier positiv erwähnenswert und so wird einem mit diesem Stück ein verfrühter Nachtisch geboten – absoluter Anspieltipp!

Leider folgt auf etwas Süsses oft etwas Bitteres und das hier in Form des letzten Songs "Heimkehr", bei dem ich übrigens nicht verstehe, warum man dessen kitschigen Text als einzigen im Booklet abdrucken musste. "Ein Schatten legt sich über das Land..." fängt Felix an zu singen und bei mir legt sich ein Schauer über den Rücken ob den Klargesangs-Versuchen. Es ist immer wieder verwunderlich, wie viele meinen, dass wenn sie grunzen oder gut schreien auch klar singen können. Wenn man es nicht fehlerfrei hinbekommt, sollte man es doch lieber lassen!

"Heidenzorn" ist solide gespielt, meist okay bis stellenweise ganz nett, aber für mehr hat es definitiv nicht gereicht. Im Herbst dieses Jahres soll das nächste Werk erscheinen, dann wird es sich zeigen, ob Urschrei doch aus dem Meer der Pagan-Horden herausstechen können.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Asatru Klangwerke

Veröffentlichung

4/2009

Format

CD

Land

Genre

Pagan Metal