John Murphy ist der Typ, der u.a. die Soundtracks zu 28 Days Later und 28 Weeks Later komponiert hat. Jener kommt aus England. Unser John Murphy, der sich härteren Klängen widmet, kommt allerdings aus Irland und ist seit etwa 7 Jahren fleissig. Bisher ist er mir mit seiner Truppe For Ruin noch nicht untergekommen. Also schauen wir mal.

Und der erste Gedanke ist eigentlich: "Oh, geil!".
Wenn mit "Care Of The Dead" losgelegt wird und darauf die nächsten Songs durchlaufen, dürften sich Hörer einer bestimmten Zielgruppe doch sehr angesprochen fühlen und durchaus feucht im Schritt werden. Denn hier hat eine Band es endlich mal geschafft diverse Stile zu vereinen. Wem In Flames zu luschig geworden sind, wem Rotting Christ zu gruftig sind, wem altes Material von Catamenia gefällt, der wird hier seine Freude haben. For Ruin vereinen die frostigen Sounds des Black Metal mit weichen Riffs des melodischen Death Metal. "In Suffering" ist vor allem dafür das perfekte Paradebeispiel.

Man bietet uns Geknüppel aus dem klassischen Schwarzmetall und grunzig-kreischige Vocals aus dem modernen Viking Metal. Rasante Riffs in Doppelpedalbegleitung die des Öfteren doch an die vorletzte Scheibe der Norweger von Sworn erinnern, allerdings von der Geschwindigkeit noch etwas hinterher hinken. Gelegentliche Ausbrüche in Stakkato-Spielereien auf den Saiten, so im Instrumentalstück "Crawl" zu hören und zu starken Anleihen aus dem Metalcore mutierend, die in "Deluge" noch stärker ausgebaut werden und in "Cold Call" münden. Das Endstück "Elysium" stellt sich als Meisterwerk heraus und ist einziges Liedwerk im Downtempo mit deutlichen Ansätzen des Doom Metal; die Gitarren geleiten uns in fremde Sphären, entspannen ungemein. Die Fusion der Stile ist einfach unglaublich gelungen.

Mit dem Fortschreiten des Albums gehen einem die Referenzen aus. Die Iren entwickeln sich weiter, schreiten voran in die Welt des symbiotischen Metalls, der sich genauen Bezeichnungen entzieht. Was uns an Prädikaten letztlich bleibt ist wohl das Wort "progressiv".

Dynamik ohne Ende, Drive zwischen den Takten, hier kann man weder weghören noch still sitzen bleiben. Das Auf- und Abreiten von Melodien weiss zu gefallen, die Riffs werden definitiv nicht schnell langweilig. Trotzdem bedient man sich einer radikalen Härte, die das Album nochmal weit genug in die brutale Ecke schiebt, um aus Diskotheken und anderen Verschleissbuden musikalischer Brillanz fern zu bleiben. Ein Manko? Ist vorhanden. Von den Lyrics bekommt man wenig mit, da man einfach zu mitgerissen ist von den Instrumenten.
Ein richtig, richtig gutes Album. Fans von Sworn müssen zugreifen. Alle anderen müssen reinhören.
Wenn DAS die Zukunft des Metal sein soll, bin ich absolut beruhigt. Und bevor ich es vergesse: Dass es sich um eine Eigenproduktion handelt merkt man an keiner Ecke. Aufmachung und Soundqualität sind absolut perfekt und besser als bei vielen Bands, die hinter einem Label stehen.
"Last Light" ist eigentlich 12 Punkte wert. Durch die sehr tragenden Melodien bin ich allerdings etwas unsicher über die Langzeitwirkung der Scheibe und halte mich so lieber etwas zurück mit dem Ausrufen eines zeitlosen Superalbums.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

3/2010

Format

CD

Land

Genre

Black Metal