Ich hörte vorab überwiegend Gutes über das vorliegende Album der Nebelkrähen aus München. Umso verdutzter war ich als ich die Scheibe dann das erste mal hörte. Mir schien es weitgehend erbärmlich schlecht und ich fand nicht den geringsten Gefallen daran. Heute hörte ich das Ding nochmal durch. Und es wirkte beim zweiten Mal dann doch direkt anders.

"Ebenholzturm" und "Fluss" klingen stellenweise übel nach Schülerband. Nach Garagenpunk. Vor allem der öde gespielte Bass erweckt diesen Eindruck von Skatepunk der Marke Baggy-Pants und Fred Durst-Mütze. "Lichtbringer" haut dann das für meinen Geschmack erste ordentliche Material raus. Traditionelle Refrainarbeit, gut aufeinander abgestimmte Instrumente. Das Schlagzeug kommt hier gut zur Geltung und was auf dem Back-Cover vermerkt ist ("Triggers Are No Fun") wird nur allzu deutlich. Gefällt aber. Man hat sich scheinbar intensiv mit dem Schlagzeugsound auseinandergesetzt. Interessant ist des weiteren der erstmalige, im späteren Albumverlauf immer mal wieder auftauchende Einsatz von Klargesang im Refrain. Der ist gewöhnungsbedürftig, fruchtet aber früher oder später. Anfangs stört der "freche" Unterton in der Stimme des Herren umbrA, das Ohr gewöhnt sich irgendwann aber an das Quäken und seltsamerweise gefällt es mir bei jedem Hören mehr.

Auch legt man ab und nach diesem Liedstück ein wenig in Härte zu. Was zu Bangen gibt es dennoch selten, hält die Truppe aus Bayern doch sehr an psychotischer Modernität fest, die (Vorsicht, gewagt!) klingt wie eine Mischung aus EgoNoir, Fjoergyn und neuem Darkthrone, alles zusammen von einer Band auf einem Mittelaltermarkt gespielt. Sprich - recht verwegene und verworrene Songstrukturen, denen man nicht immer leicht folgen kann. Ausufernde Gitarrenarbeit und gelegentlich überraschend platzierte Soli.
Ein wichtiger Bestandteil der Musik von Nebelkrähe ist wohl ferner die lyrische Arbeit. Meist von Kar und Morg ausgearbeitet, erweisen sich die Liedtexte als besonders schöne Insel im Meer der, wie beschrieben, interessanten, ungleich revolutionären Instrumentarbeit. Die Herren bemühen sich, Botschaften zu vermitteln und bauen ihre Texte, um es mal in verpöntem Rap-Jargon zu benennen, um ein gewisses Storytelling. Keine aneinandergereihten Verse die schier zusammenhanglos über Dunkelheit und Hass berichten, viel mehr Strophen mit aufeinander bezogenem Inhalt. Schöne Sache, an der Nebelkrähe unbedingt festhalten sollten.

Letztlich ein schönes Album. Abgerundet und sauber anzuhören, aggressiv bis besinnlich weich. Kein Meilenstein, aber weit entfernt davon schlecht zu sein. Ich hoffe die Jungs bleiben am Ball und weiten ihr musikalisches Schaffen aus. Die bisherige Fahrbahn mag ein Album ja ordentlich füllen, aber eine weitere Scheibe nach dem gleichen Prinzip zu füllen und dabei unterhaltsam zu belassen dürfte schwierig werden.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

6/2010

Format

CD

Land

Genre

Black Metal