Die schlechte Nachricht vorab. Vor ein paar Wochen fiel mir das Debut der Portugiesen In Peccatum in die Hände, das mir, wie hier nachzulesen, nicht grad super gut gefiel. Die heutige Truppe A Dream Of Poe besteht zum Grossteil (wenn auch als Sessionmusiker auftretend) aus selbigen Mitgliedern. Viel mehr handelt es sich um ein Soloprojekt des Keyboarders Bruno, der sich hier seine Musikerkollegen zur Hilfe holt. Fehlt also noch die gute Nachricht, was?

Es lässt sich leicht erahnen, dass der Herr Bruno Santos ein Faible für das lyrische Schaffen von Poe besitzt, oder etwas gröber gesagt wohl für viktorianische Dichtkunst. Stammt doch immerhin der Titeltrack aus der Inspirationsfeder des englischen Dichters Tennyson. In der Ballade geht es um eine verfluchte Dame, der aufgetragen ist, ihren Webstuhl nicht zu verlassen und ein magisches Tuch zu weben. Natürlich tut sie es trotzdem und siecht alsdann dahin. Tja, was macht man nun damit? Bruno zumindest hatte da eine Idee. Er vertonte das Stück. Auf der EP liegen eine lange und eine kurze Version vor. Die kurze ist allerdings ziemlich überflüssig. Die lange weiss zu überzeugen. Ein sehr dunkelromantisches, düsteres Liedwerk, dass Tennysons Ballade noch mal um einiges melancholischer Wirken lässt, sich Elementen aus Doom und Gothic Metal bedienend.

"If Only Tonight We Could Sleep" tritt als Cover von The Cure in die selben Fussstapfen und drückt dem Original die portugiesischen Stempel der Doom-Schmiede auf. Ebenfalls im Low-Tempo gehalten und mit hervorragenden, langgezogenen und gurgeligen Growls, die von Shouts in Klarstimme begleitet werden - sehr gut umgesetzt!
"Laudanum" erweist sich leider als schwächstes Glied der Kette. Die dargebotenen, wenn auch seltenen, Passagen mit Doppelpedal und Schreddersaiten stossen zwar deutlich und positiv hervor, aber das ganze Stück wirkt mit seinen 10 Minuten trotzdem zu lang gezogen und bietet gar nichts von Beständigkeit. Schade!
"Whispers Of Osiris" - Macht selbiges besser. Anfänglicher Doom mit Klargesang wird im letzten Drittel von einem starken, aber leider viel zu leise abgemischten Schlagzeug untermalt. Wut und Verzweiflung unter einem Deckmantel starker Selbstbeherrschung verpackt.

Was nehme nach dem Durchhören der EP "Lady Of Shalott" mit? Vor allem den Titeltrack als Favorit in die Liste unsterblicher Songs. Ausserdem die Erkenntnis, dass hier kein Wort, kein Ton mit Edgar Allen Poe zu tun hat. Das wird dann wohl in den vorherigen Veröffentlichungen geschehen sein. Naja. Wer auf melancholisch bis bitter depressiven Doom Post-Rock steht und Neueres von Anathema mag, darf hier getrost mal reinhören.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

8/2010

Format

CD

Land

Genre

Doom Metal