Die zu rezensierenden Werke der Franzosen von Les Chants De Nihil erreichten mich im Doppelpack. Die "Ma plus douce Vermine"-EP von 2008 und nunmehr das "La Liberté guidant le fer" Album aus dem letzten Jahr. Darauf eingestellt, von einem ebenbürtigen abgrundtief doomigen Soundgewand eingehüllt zu werden, wie es die 2008er EP meisterlich zu schaffen wusste, legte ich also das aktuelle Vollalbum der Truppe ins Abspielgerät, drückte den Play-Knopf – und war überrascht.

Ausufernde, scheppernde Arbeit am Schlagzeug ist hier keine Ausnahme, ebenso wenig das Treten der Doppelpedale. Die schleppenden Riffs sind hochtönigen 16tel und 32tel-Noten gewichen, die uns Eispfeilen gleich entgegen geschmettert werden. Das Fellset nimmt seine Arbeit als vorantreibendes Perkussions-Headquarter sehr ernst und treibt uns vehement als dominantestes Instrument durch die einzelnen Tracks. Die Epik von "Ma plus..." wird hier anders transportiert, als damals noch mit einer geschickt eingefädelten Keyboard-Orgel. Der Synthie-Anteil spielt hier nämlich auch noch eine nicht geringe Rolle, hat aber seinen Job als Hauptträger der schaurigen Atmosphäre verloren – und an die Gitarre abgegeben.
Die Riffs erweisen sich auch weniger als Überlebenskünster und verlassen unser Gehör ohne Ohrwurmstärke. Ähnlich verhält es sich bei den Lyrics, zumindest geht es mir mit meinen nur spärlichen Französischkenntnissen so.
Köstlich daher kommt am Ende noch mal das Instrumental "Les envies solaires", in dem die Verwendung von dissonanten Klängen wunderbar ausgearbeitet wird.

Im Vergleich zum Vorgänger "Ma plus..." kommt das vorliegende Vollalbum wesentlich aggressiver daher. Die doomige gemässigte Zornform weicht einem ausgelebten Hass, der sich in rasanterer Spielweise, weniger basslastigem Sound und schnellerem Riffing niederschlägt. Für meinen Geschmack ist das ein nicht unwesentlicher Rückschritt. Denn einhergehend mit dem Stilwechsel ist leider eine Aufgabe des individuellen Klangs. "La liberté guidant le fer" ist nicht direkt 08/15 Schwarzstahl, ebenso aber auch keine revolutionäre Neuerung und schon gar nicht etwas, dass es leicht macht, Les Chants De Nihil aus einem breitem Spektrum an Veröffentlichungen herauszuhören.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Dernier Bastion

Veröffentlichung

2/2011

Format

CD

Land

Genre

Black Metal