Das ostdeutsche Quintett um Minas Morgul gehört seit Jahren ins Portfolio meiner präferierten Anlagestrategie. Mit fünfzehn Bestandsjahren, einer fast jährlichen Dividendenausschüttung und - zählt man Demos und Splits dazu - damit insgesamt neunmaligen ROI-Genuss, gehören Minas Morgul schon fast zu den Blue Chips. Dabei sind die Anteilscheine an Minas Morgul nicht nur dividendenträchtig, sondern können in zuverlässiger Art und Weise auch mit Kapitalwachstum aufwarten, hat sich doch der Trupp ständig weiter optimiert, ohne seine Kernkompetenzen zu verachten. Doch was erwarten die Experten vom am 14. September folgenden Quartalsbericht?

Auf der Ertragsseite schlägt insbesondere das erneut erfolgsversprechende Gesamtbild zu Buche: Black Metal mit einem Pagan Metal-Einschlag und einer Portion modernem Anstrich im Todesstahlgewand steht weiterhin hoch im Kurs und sorgt für Durchschlagskraft durch Kontinuität. Weitere Einnahmen resultieren aus der Innovationskraft und dem Abwechslungsreichtum der Firma, sind doch heroische Klargesänge und sanfte Tastenhintergründe in solch rauem Umfeld hoch erfreulich. Am ertragreichsten sind allerdings die fantastisch hymnischen Kompositionen an sich. Die donnernde Gitarrenarbeit, der wuchtige Kreischgesang, das fiese Grunzen und die markanten Basslinien sind auf Effizienz getrimmt und garantieren für eiserne Schlagkraft aus nahezu epischen Fabrikationsanlagen. Der groovige Trommelwirbel sorgt dabei für perfekt abgestimmte Prozesse mit Kopfnickgarantie.

Schauen wir noch etwas auf die Produktpalette selber, denn darin finden sich äusserst marktgerechte Fabrikate. Hätte man von Minas Morgul je ein Stück wie "Leben" erwartet? Für mich eines der besten Pagan-Geschwindigkeitsgranaten seit langem. Mit einem hocheingängigen, mehrstimmigen Klargesang-Refrain mit sanftem Keyboardhintergrund zweifellos eines der besten Minas Morgul-Erzeugnisse überhaupt. Die gleich folgende "Stimme in mir" glänzt dann mit verblüffenden Beschleunigungsattacken und zwischenzeitlichem Wechsel in heroische Stampfgewitter. Gepaart mit dem rauen Klang der deutschen Sprache wirkt das Stück ganz einfach stimmig und ausgewogen. Dass die Scheibe hervorragend diversifiziert ist beweisen fast todesdoomige Passagen und feurige Schwarzstahlorgien. Genauso exzellent passen die dezent modernen Doomcore-Allüren von "Im Krieg", vom Titelsong und von "Wir" ins Portfolio. Ein weiteres Markenhighlight manifestiert sich in "Kardia", welches im Stile von "Leben" mit einem eingängigen Refrain und einem herzhaften Text unvergänglich bleibt. Wenngleich die schier gothischen Derivate von "Religion" nicht jedem Investoren behagen werden, die Basiswerte sind gesund und von klarem Gesang, frequentierenden Tastenklängen und von etwas weniger Vorwärtskraft muss sich definitiv niemand abschrecken lassen.

Sucht man nach Konkurrenzprodukten wird es schwierig. Vielleicht passen Minas Morgul in gewissen Bereichen als Riger-Ersatz, wenngleich bei den erstgenannten noch ein Stück wuchtiger zur Sache gegangen wird. Vielleicht kann bei Helrunar – auch des ähnlichen Kreischgesanges wegen - ebenfalls eine gewisse Produktverwandtschaft ausgemacht werden. Ansonsten ist es wahrlich herausfordernd für den Trupp Substitute zu finden. Minas Morgul haben mit ihrem Black/Death/Pagan-Gemisch eine Unique Selling Proposition erschaffen.

Minas Morgul verteidigt sein AAA-Rating und legt einen soliden Geschäftsbericht vor. Wer in diesen volatilen Zeiten eine sichere Investition mit hoher Dividendenrendite sucht, ist mit "Ära" perfekt bedient.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Black Skull

Veröffentlichung

7/2012

Format

CD

Land

Genre

Black Metal