Wer Innovation im und um den Black Metal sucht, trifft in den letzten Jahren auf zweierlei Strömungen. Einerseits ist da die kaum abflauen wollende Welle des Folk oder Pagan Metal. Anderseits hat sich eine Post Black Metal Strömung entwickelt, die Elixiere aus Post Rock, Post Metal, Shoegazing und Black Metal zusammenmischt und damit extrem kontrastreiche Kompositionen entwickelt. Vertreter der zweiten Strömung sind unter anderem Alcest, Deafheaven, Fen, Lantlôs oder Liturgy. Auffallend häufig sind die Truppen dabei Amerikanisch-stämmig. Wenngleich derartige Klänge häufig der attribuierbaren Massentauglichkeit wegen von Traditionalisten verachtend als Hipster Black Metal bezeichnet werden, sind in den letzten Jahren nette Perlen entstanden. Vattnet Viskar schlägt mit ihrem "Settler" in ebendiese Kerbe und tut dies hervorragend.

Wenn man Settler mit dem letzten Stück "Coldwar" beginnt, könnte man gar ein Überalbum wähnen, kommt doch das Stück mit einer Hymne daher, wie es die Post Black Metal Gemeine kaum je gehört hat: Ein Refrain voller Distorsion, Eingängigkeit und Härte, der seines gleichen sucht. Hohe Gitarrensalven, bei denen jegliche Art von Superlativen untertrieben ist. Eine Komposition mit mannigfaltigen Höhepunkten, Kontrasten zwischen Black Metal und Post Rock.
Die anderen Stücke brauchen weit mehr Zeit, um sich zu entfalten und erreichen das Level des besagten Wundersongs nur stellenweise. Gipfelpunkte erreichen die Mannen aus New Hampshire dennoch im Minutentakt. Meist bewegt sich Vattnet Viskar im mittleren Tempo und schweift von fies-schräg bis episch durch alle bekannten sowie unbekannten Ecken extremer Musik zwischen Melancholie und Hass, eingeschlossen in Leben und Tod. Neben Schwarzstahl und Post Rock sind dabei durchaus auch Hardcore-Elemente (verzerrte Stimme und knorrige Bassläufe) auszumachen. Ohne zu viel zu experimentieren überraschen die Stücke stets und vor allem auch nach etlichen Durchläufen noch. Den Drahtseilakt zwischen Vielseitigkeit und Wiedererkennungswerten meistert der Trupp ohne Mühe.

Wären alle Stücke auf dem Level von "Coldwar" geblieben, so wäre trotz etwas eintöniger Stimme nichts als die Maximalpunkzahl in Frage gekommen. Jetzt gibt es für "Settler" immer noch astreine elf Punkte.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Century Media

Veröffentlichung

10/2015

Format

CD

Land

Genre

Black Metal