Für die fünf Jungs aus Schweden, die unter dem Namen Seedna Musik machen, muss die Schublade etwas grösser gezimmert sein, um all die Etiketten aufzunehmen, die man diesen kreativen Köpfen anheften kann, denen es seit 2012 ein Anliegen ist, dunkle Klanglandschaften zu gestalten, wozu ihnen ein Genre eben nicht genügt. Sie verarbeiten Schwarzmetall mit Doom, Ambient, Shoegaze, Metal und Rock mit Post davor und Psychedelie zwischendrin. Was dabei herauskommt ist kein erdrückend farbfrohes Wimmelbild, sondern ein dunkel abgestuftes, stark atmosphärisches Panoramagemälde, in welchem sich die vielen Stile spiegeln und in ihren Gegensätzen fesselnd ineinandergreifen, um zu einem ausdrucksstarken Ganzen zusammenzufinden.

An das fast spartanisch reduzierte Intro in traurigem Moll mit beschwörend gesprochenen Worten schliesst sich "Wander" an, das erste und mit zweiundzwanzig Minuten auch das längste Highlight, das "Forlorn" zu bieten hat. Wo ihre Stärke liegt, führen Seedna hier beispielhaft vor: Spannungsaufbau durch allmähliches, stetiges Sammeln sowie Freisetzen der gewonnenen Kräfte. Bleiriffing, die Stimmbänder in alle Richtungen strapazierender Extremgesang, zurückhaltend ausgelebte Traurigkeit wird im Laufe von elf Minuten mit Kraft und Dynamik angereichert, wobei melodische Saitenspielereien kleine Umwege gehen und sich nach und nach eine hypnotische Sogwirkung entwickelt, die tiefer und tiefer in das Lied hineinzieht ... bis sich die aufgestaute Energie Bahn bricht. Nicht auf einmal, nicht mit einem furiosen Schlag, sondern schrittweise und verzögert gestalten Seedna die zweite Hälfte des Liedes. Sie steigern allmählich das Tempo, geben der Rhythmusfraktion nach und nach mehr Kraft und lassen die Melodie gleichzeitig näher rücken bis sich der Puls erhöht hat und die Energie endlich aufgebraucht ist. High und emotional zerrupft lässt einen dieses Lied zurück, sodass das anschliessende ambiente "Passage" mehr als geboten ist, um auf Normalnull runterzufahren. Dort angekommen, wartet "Frozen" und schlägt mit harschen Riffs und aggressivem Gesang schwarzmetallisch intensiv zu. Fiebrige Unruhe, Aufruhr, Raserei und zur Halbzeit der Rückgriff auf mittleres Tempo und auf tranceartige Gitarrenklänge: janusköpfig und retro in einem glänzt dieses Lied. Das von geisterhaftem Flüstern durchdrungene "Eternal" ist ein ambientes Stück, das sich gegen Ende zu in gespenstisch-makabrer Stimmung verliert und nahtlos in das pathologisch-düstere "Abyssus" übergeht, das in trüber Hoffnungslosigkeit schwelgt. Sanft streichelnd beendet das Instrumental "O" den dunklen, tiefsinnigen Seelentrip, der zweiundsechzig Minuten ungeteilte Aufmerksamkeit fordert.

 

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

 

Transcending Obscurity Records

Veröffentlichung

 

7/2016

Format

 

CD

Land

 

 

Genre

 

Black Metal