Mit "Marodeur" beweist Karg einmal mehr, dass sie musikalisch auf höchstem Niveau operieren. Seit ihrer Gründung 2006 hat sich die Band kontinuierlich weiterentwickelt, und ihr neuestes Werk setzt diesen Weg mit einer wuchtigen Mischung aus Atmospheric Black Metal, Post-Rock und Einflüssen aus Grunge, Shoegaze und Post-Punk fort. Am 18. April 2025 erscheint das Album über AOP Records – eine düstere, emotionale Klangreise, die erneut die melancholische Essenz der Band einfängt.
Karg steht für eine rohe, aber tiefgehende Soundlandschaft, in der jeder Ton wie ein Echo aus einer vergessenen Zeit wirkt. Das Album durchzieht eine intensive, fast greifbare Melancholie, während die instrumentale Arbeit gewohnt meisterhaft bleibt. Die komplexen Gitarrenarrangements, das dynamische Drumming und die atmosphärischen Klangflächen zeigen eine Band, die ihr Handwerk perfekt beherrscht. Die Lyrik, tief verwurzelt in der alpinen Heimat von Frontmann Michael J.J. Kogler, bleibt ebenso bedeutungsvoll wie die Musik selbst. Themen wie Vergänglichkeit, Einsamkeit und innerer Zerfall durchziehen "Marodeur" wie ein roter Faden und verleihen dem Album eine fast greifbare Schwere.
Trotz der musikalischen Brillanz gibt es einen kleinen Wermutstropfen: Die Gesangsvielfalt, die frühere Alben von Karg mitprägte, tritt dieses Mal etwas in den Hintergrund. Zwar bieten Gastauftritte von Perchta ("Schnee ist das Blut der Geister") und Marko Kolac ("Kimm") interessante Facetten, doch insgesamt bleibt die stimmliche Bandbreite hinter den Erwartungen zurück. Dennoch sind die Vocals von Kogler eindringlich wie eh und je und transportieren die emotionale Intensität der Texte mit voller Wucht. Tracks wie "Annapurna und Verbrannte Brücken" zeigen die ganze Bandbreite von Karg – von brachialer Wut bis zu zerbrechlicher Nachdenklichkeit. Besonders das epische "Reminiszenzen einer Jugend" hebt sich mit seinen geschickten Wechseln zwischen Klanggewalt und fragiler Schönheit hervor.
Mit "Marodeur" bleibt Karg eine feste Größe im modernen Black Metal und zeigt einmal mehr, dass sie zu den wichtigsten Bands des Genres gehören. Ein Album, das sich tief ins Gedächtnis gräbt – auch wenn es in puncto Gesangsvielfalt nicht ganz an frühere Meisterwerke heranreicht.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
|
Label |
AOP |
|
Veröffentlichung |
04/2025 |
|
Format |
CD |
|
Land |
Österreich |
|
Genre |
Black Metal |
Tracklist
1. Schnee ist das Blut der Geister
2. Findling
3. Yūgen
4. Verbrannte Brücken
5. Annapurna
6. Reminiszenzen einer Jugend
7. Kimm
8. Anemoia