Wer von einer Band mit dem Namen Thorshammer Pagan oder gar Black Metal erwartet, liegt im Falle der Berliner Throshammer nicht richtig, um nicht zu sagen, dass er vollständig im Dunklen tappt. Vielmehr steckt hinter dem keltischen Namen eine äusserst innovative Metalband, die sich nicht scheuht, Chöre einzusetzen und auch vor zahlreichen Jazz-Elementen nicht zurückschreckt. Mit ihrem Zweitlingswerk "Heimsuchung" zeigen Thorshammer nicht nur ihre musikalische Stärke, sondern beweisen in nicht unbedingt genretypischen Botschaften auch lyrische Ansprüche. So steht das Kondom auf dem Cover symbolisch für ein Zeitalter des Single-Daseins und so für die Einsamkeit, trotz der Geselligkeit. Trotzdem steht der Glaube an sich selbst im Zentrum der Texte.

Musikalisch fallen vor allem die Breaks und Teilbreaks (nein, nein: hier wird kein Tennis gespielt), sowie die abgehackte Spieltechnik der Gitarren und der Drums auf, die mich auf Grund des modernen Klangs und der sehr klaren Produktion etwas an Industrial erinnert. Aber neben dem Metalanteil gibt es auch leichte Grungeeinflüsse zu hören (z.B. zu Beginn des zweiten Liedes, dem ersten Teil von "Fegefeuer"). Und dann kommt brillianterweise sehr häufig etwas Jazz dazu. Und dies sehr oft in Form von Trompeten, die vor allem durch sanfte bis schräge Melodien zu einer sehr ausgeprägten Eigenständigkeit führen. Der zweite Teil von "Fegefeuer" beginnt dann sogar mit einem Chor. Danach gibt es als Substitut der Stimme wieder eine Trompete zu hören, die manchmal von Keyboards unterstützt wird. Dabei bleibt aber meistens noch genug Platz für etwas Aggressivität und Froschgequake (Ja: Froschgequake leitet den vierten Song ein). Dies zeigt, wie offen auch Samples und Spezialeffekte eingesetzt wurden.

Die Stimme ist meistens geflüstert oder leicht rauh gekreischt, je nach Härte und Geschwindigkeit des Songs, welche nur in schrägeren Jazzpassagen ausfällig wird und sonst im mittleren Bereich pendelt. Beim Song "Heimsuchung" gibt es dann auch sehr sinnliche und langsame Teile. Mein absoluter Lieblingssong ist aber zur Zeit "Verloren". Immer wieder gibt es diesen charakteristischen hohen Gitarrenschreiton zu hören, der aus der genialen Hintergrundatmosphäre ausbricht. Schliesslich wird der Song sehr emotional: Die sanften Trompetenklänge lassen einem das Blut in den Adern gefrieren. Schade ist manchmal nur, dass der Sound nicht immer durchdringend und vollständig dicht ist, doch dies lässt die spannenden Momente gerade besser hervortreten.

Und ausserdem ist da noch das Booklet, welches neben der lyrischen Poesie, die übrigens neben einem vertonten Nietzsche Zitat auch Auszüge aus der Edda enthält, auch grafische Poesie beinhaltet. Grossartig!

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

2/2002

Format

CD

Land

Genre

Heavy Metal