Ancient Rites bestehen nun seit ungefähr 12 Jahren, und da ist es schon erstaunlich, dass man mit Dim Carcosa gerade mal das vierte Album abliefert. Die Gründe dafür sind die üblichen, und Ancient Rites haben sie gleich alle zusammen abgekriegt. Massenhaft Line-Up Probleme, schlechter Labelsupport, Abzocke durch Management resp. Plattenfirmen und sogar einige Auftrittsverbote im eigenen Land. Hansis im Glück sind's ja nicht grad, diese Belgier. Somit verwundert eigentlich auch nicht, dass von der Originalbesetzung nur noch Gunther Theys, der musikalische Leader der Truppe, übrig ist, wobei Walter an den Drums eigentlich auch zur Familie gehört, da dieser schon ganz am Anfang der Bandgeschichte vom Schlagzeugroadie zum festen Trommler aufsteigen konnte. Ansonsten hat man sich über die Jahre mit "temporären Mitarbeitern" und Gastmusikern über Wasser gehalten, und wie es ausseht, wird sich das bei Ancient Rites in Zukunft auch nicht ändern. Ein interessanter Fakt auf Dim Carcosa ist vielleicht auch, dass Everon Sänger Oliver Philipps als Produzent fungiert, auf dem Album das Piano beklimpert und stark in die Vocalparts involviert ist.

Ancient Rites verabschieden sich mit Dim Carcosa endgültig von der Möglichkeit der eindeutigen Kategorisierung. Zwar werden sie in den Verkaufsargumenten immer noch gerne als "eine der frühen Black Metal Bands" angepriesen, und sicherlich muss sich der allfällige Hörer zumindest mit der melodischen Variante dieses Genres anfreunden können, aber im Endeffekt haben die Belgier die Stilbarrieren um sich herum schon längstens umgeschmissen. Bei Ancient Rites treffen sinfonischer und melodischer Black Metal mit klassischem Heavy Metal, Powermetalelementen, Viking Passagen, epischen Keyboards und mittelalterlichen Klängen in Form einer dichten Soundwand zusammen, die, statt sich partweise in den verschiedenen Stilbereichen abzuwechseln, ineinander verschmilzt. Das Resultat ist ein imposantes Metal Opus. Statt das ganze Teil mit Krächzereien zuzudecken wurden auch die Vocals sehr abwechslungsreich gestaltet. Sie werden gesprochen, gesungen oder treten gar als Chöre auf. Die cleanen Vocals sind bei Ancient Rites somit auch nicht mehr wegzudenken, und stellenweise sind es gerade die letztgenannten, welche bei Titeln wie beispielsweise North Sea richtige Vintersorg Stimmung aufkommen lassen. Einen mächtigen Viking Touch kann auch Victory Or Valhalla vorweisen, ein Song übrigens, der als grosses Highlight unter vielen anderen nicht minder schlechten Titeln glänzen kann. On Golden Fields wäre ebenfalls ein guter Anspieltip, denn bei diesem Track wichteln Ancient Rites geradezu hemmungslos in allen vorangenannten Musiksparten herum. Hier überraschen die Belgier besonders mit einem klassischen Metal Gitarrensolo bei der 2 Minuten Marke und einem flämisch gesungenen Folkteil am Ende des Stückes, zwei von vielen Beispielen, wie homogen sich augenscheinlich eher unpassende Elemente in die Gesamtmusik von Ancient Rites einfügen.

Mit Dim Carcosa haben sich die Belgier nach dem schon viel gelobten Fatherland auf ein Level katapultiert, das ein Grossteil der anderen Bands mit ähnlicher Ausrichtung in ihrer ganzen Karriere nicht mal annähernd erreichen werden. Trotz seiner vielseitigen Arrangements und der Hinzunahme verschiedener Stileinflüsse wirkt Dim Carcosa kompakt, wuchtig, majestätisch, wild, kraftvoll und nachvollziehbar, auch wenn das sicherlich ein Album ist, welches als Gesamtwerk betrachtet werden muss und seine wahre Klasse erst beim genauerem Hinhören entfaltet. Anders formuliert könnte man sagen, dass Ancient Rites mit Dim Carcosa 70% der Genrekonkurrenten locker in Tasche stecken. Wer Musik dieser Art zu schätzen weiss, der wird an Ancient Rites nur schwerlich vorbeikommen.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Hammerheart Records

Veröffentlichung

3/2001

Format

CD

Land

Genre

Black Metal