Vor schätzungsweise vier Jahren hatte ich eine Phase, in der ich mir innerhalb von ein paar Monaten, einen Berg melodischer Todesstahl Scheiben zusammen gekauft habe. Vor allem zwei schwedische Formationen, namentlich At The Gates und In Flames (selbstverständlich nur die alten Alben, hehe), haben mir damals sehr gefallen, da sie trotz vieler Melodiebögen nicht harmlos oder gar kraftlos geklungen haben. Lunarsea haben mich dank Name und Cover sofort an Zweitgenannte erinnert, dann stolperte ich im Netz noch über eine Kritik, der zufolge "Hydrodynamic Wave" wie ein Klon alter In Flames klingen sollte. Klar, das Album musste her. Jetzt ist es da und ich will es nicht mehr.

Den ersten Durchlauf habe ich nach gut 90 Sekunden wieder abgebrochen. Das Fronthäschen von Children Of Bodom wirkt im Vergleich zu den ersten Takten dieses Albums wie der Gehörnte selbst. Sowieso erinnern mich Lunarsea viel eher an den "extremen Power Metal" der bodomschen Kinder, als an In Flames. Beispielsweise die hochtechnischen, gefiedelten Soli, die sich zu Haufe in allen Stücken wieder finden lassen, könnten die Handschrift der Finnen tragen. Den Gitarrenhelden wird das freilich freuen, aber dem durchschnittlichen Musikkonsument wird dieses Gefrickel nach spätestens zwei, drei Stücken ziemlich auf die Eier gehen, mir zumindest ging es so. Im Prinzip gibt es ja nichts gegen ein paar ordentliche Soli einzuwenden, aber wenn das Gesamtbild von diesen derart verwässert wird wie bei "Hydrodynamic Wave", dann sollte sich die verantwortliche Saitenfraktion vielleicht überlegen, ob sie nicht woanders den Yngwie Malmsteen raushängen lassen will. Das wahrscheinlich nervenaufreibendste an dieser Platte ist aber der hin und wieder verwendete klare Gesang. Vielleicht kommen Freunde von Soilwork, oder anderen Bands dieses Schlages besser damit zurecht, aber bei manchen Passagen auf diesem Werk haben sich bei mir die Nackenhaare aufgestellt. "Dead End Road, He Walked" zum Beispiel, welches mit einem Refrain aufwartet, der mich beim ersten Durchhören –ungelogen- an eine Boygroup hat denken lassen. Fast popiger Gesang gepaart mit einer Keyboardmelodie, die meilenweit davon entfernt liegt, auch nur Ansatzweise etwas mit extremen Metal zu tun zu haben. Leider ist dies kein Einzelfall, da unter anderem auch "Evolution Plan.txt" oder "The Smokers" mit ähnlich gearteten Schockeffekten zu verscheuchen wissen.

Vielleicht wäre die Scheibe gut geworden, wenn man den klaren Gesang und ein paar Soli weggelassen hätte und ausserdem auf die glatte Produktion verzichtet hätte, die diesem Werk das letzte Stück Authenzität raubt. Lediglich ein paar Children Of Bodom Anhängern, denen die Finnen schon immer zu bissig und aggressiv waren, könnten möglicherweise mit "Hydrodynamic Wave" glücklich werden. Allen anderen rate ich, dieses Werk gründlichst zu ignorieren.

Albuminfo

Punkte

 

1/5

Label

Burning Star Records

Veröffentlichung

12/2006

Format

CD

Land

Genre

Death Metal