Ich kann mich noch gut an die Kritiken zu den ersten Brutal Truth Alben erinnern (zumindest die aus der "normalen" Metalpresse, Undergroundmagazine nicht mitgezählt). Als Krach und unhörbar wurden die ersten Veröffentlichungen damals bezeichnet. Man liess damals kein gutes Blatt am Ex-Anthrax und Ex-Nuclear Assault Bassisten Dan Lilker. Ich kann mich sogar dunkel an wüste Schimpftiraden erinnern, warum jetzt auf einmal so ein Müll produziert werden würde.

2009 sieht die Sache dann aber ganz anders aus. Die frühen Alben gelten mittlerweile als Meilensteine, und Brutal Truth zählen zu den Pionieren und Innovatoren des Grindcore. Tja, so kann sich das Blatt wenden. Vielleicht war die Welt 1992 einfach noch nicht bereit für die brutale Wahrheit? Sei es drum, mit "Evolution Through Revolution" liegt nun das Comeback Album vor. Und es klingt fast so, als wären die Amerikaner nie weg gewesen...

Noch immer regiert das "irgendwie geordnete Chaos". Aber Brutal Truth haben es mittlerweile einfach besser im Griff. Nicht das hier eine leicht verdauliche CD vorliegen würde, nein. Die Amerikaner geben zumeist immer noch Vollgas, die Musik klingt aber düsterer und verstörter als früher. Bei einigen Stücken ist ein Saxophon zu hören, das genau so stark maltretiert wird wie die übrigen Instrumente. Auch einige langsame bis sehr langsame Stücke haben es auf die Platte geschafft, was als untypisch für die Band angesehen werden kann.

Doch genau das macht meines Erachtens den Reiz aus: Evolution Through Revolution ist mit Sicherheit nicht zu jeder Zeit einnehmbar. Wenn man sich aber in der richtigen Stimmung befindet, eröffnet sich ein besonderes Hörerlebnis. Fit an den Instrumenten waren die Jungs ja schon immer, was sich aber hier teilweise abspielt grenzt an Wahnsinn. Vertrackte Gitarren, hyperschnelle und abgefahrene Schlagzeugrhytmen sowie verstörende Soundeffekte erschaffen etwas ziemlich Eigenes.

Die Pause hat Brutal Truth also hörbar gut getan. Insgesamt gesehen bietet "Evolution Through Revolution" einen guten Querschnitt durch das bisherige Schaffen der Band. Da aber auch einige neue Aspekte mit in die Musik eingeflossen sind, haben die Amerikaner sich zum Teil auch neu erfunden. Das passiert nicht allzu oft in diesem Genre, und ist aller Ehren wert.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Relapse Records

Veröffentlichung

5/2009

Format

CD

Land

Genre

Grindcore