Zur Kategorie der umtriebigsten Mannschaften auf dem schwermetallischen Spielfeld zählen die Esten von Sojaruun, die seit ihrer Gründung vor lediglich zwei Jahren bereits vier Tonträger zu Buche stehen haben.
Dies ganz zur Freude hartgesottener Pagan-Black-Metal-Anhänger, denn auf eben jenem Geläuf ist das Trio tätig und gibt auch mittels vorliegender EP "Talv" keinen Anlass zu der Annahme, man würde sich kurz- oder mittelfristig in eine andere Stilrichtung orientieren...

Viele Bands setzen heutzutage eher auf Quantität denn auf Qualität und versuchen, durch ausufernde Intros, Outros und Zwischenspiele Boden zu gewinnen - diesen Schuh müssen sich Sojaruun nicht anziehen, da sie sich ohne Plänkeleien auf das Wesentliche beschränken und die vier ohnehin üppigen Kompositionen nicht unnötig in die Länge ziehen.
Geschickt unterteilt man hierbei das Songwriting in kompakte Instrumental-Abschnitte, die sich umgehend an die Aufmerksamkeit des Konsumenten kletten und den rabiaten Rest, der hartes Riffing und die übliche Rabenkehle auffährt, um Pfeffer ins Geschehen zu bringen.
Den Gipfel der Spielerei erreicht man schon mit etwas seltsam tönenden da synthetischen Fanfaren (oder was auch immer das künstliche Getröte darstellen soll) und einer partiell verzerrten Singstimme - ansonsten bewegt man ausschliesslich Gitarre, Bass und Schlagzeug - und das beispielhaft, denn allen voran Stockschwinger Thon braucht sich seine Sporen hörbar nicht mehr zu verdienen, sondern sitzt fest im Sattel seiner Schiessbude, was durch Stücke wie "Surmkülmast Mullast" eindrucksvoll unterstrichen wird.
Die Gitarre zeichnet für die Grundstimmung verantwortlich und agiert dezent aber doch sehr bestimmt, während der Löwenanteil der Szenerie letztlich doch von den Schreiorgien von Frontmann Oliver abgemäht wird.
Die Produktion macht einen leicht halbseidenen Eindruck, bringt die einzelnen Komponenten jedoch passend zueinander und kombiniert die mitunter hölzern klingenden Instrumente zu einer akustischen Einheit.

Fazit:
Wer auf EPs nicht abschätzig herabschaut und sich lediglich an Langspielern vergreift, der sollte seiner paganen Ader freien Lauf lassen und sich mit "Talv" ein nettes Stückchen Authentizität nach Hause holen.
Sojaruun reissen zwar keine Mauern ein und erfinden auch das Rad nicht neu, liefern aber Musik mit Hand, Fuss und Köpfchen, die sich dem geübten Metalhead geölt ins Beuteschema eingliedern lässt.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Black Devastation Records

Veröffentlichung

6/2010

Format

CD

Land

Genre

Black Metal