Samael ist definitiv das Amphibienfahrzeug des Schwarzmetalls. Hat das Schweizer Gespann vor über zwanzig Jahren im Geländegang die härtesten Schotterpfade mit brachialer Wucht dahin gewalzt und alle Unebenheiten geplättet, gab es zwischenzeitlich keine solchen mehr. Puristisch und auf das Wesentliche getrimmt ging es mit "Worship Him", "Blood Ritual" und "Ceremony Of Opposites" mit geschichtsträchtiger Rücksichtslosigkeit voran. Immer mehr hielten allerdings neue technische Errungenschaften Einzug: ESP, ABS, Servolenkung. ABS steht sinnbildlich für die generelle Verlangsamung, ESP für die elektronische Taktkontrolle seitens des digitalen Trommlers und die Servolenkung für die zunehmende Industrialisierung mittels Tastenklängen. Nach "Passage" befuhr Samael endgültig wässriges Gelände und sumpfte in rein industriell-rockig und poppige Gefilde ab.

Dass sich unser einziges Schweizer Amphibienfahrzeug damit nicht nur Freunde gemacht hat, ist selbstverständlich. Viele haben der Marke - meines Erachtens zu Unrecht - den Rücken zugekehrt und dem vierradgetriebenen Gefährt keine weitere Chance eingeräumt. Spätestens seit "Above", welches wieder deutlich zurück zu den Wurzeln ging, dürften jedoch auch Offroad-Fans wieder einen Samael fahren wollen.

Das vorliegende Modell Nummer zehn hat einen typischen SUV-Charakter: Das Sioner Fabrikat ist weder besonders sportlich, noch kommt es mit richtig ruppigem Gelände klar. Trotzdem hat das Kraftfahrzeug seinen Reiz. Irgendwo zwischen "Passage" und "Above" fühlt sich der "Lux Mundi" in mittleren Geschwindigkeiten besonders wohl. Agil, industriell, düster und immer mit einer ganzen Portion Melodie donnert der Motor daher. Schlichtweg böse und bisweilen sogar abrupt malocht der Samael stolz und repräsentativ durch die Gassen: Ganz bestimmt nicht einfach ein Mittelklassewagen. An Sonderausstattung wird definitiv vieles geboten: Ohrwürmer wie "Antigod" oder die Hymne "In The Deep" stehen sinnbildlich für Tonkunst statt Lärmfetischismus. Dass sich das Modell weder so schnell wie "Above" zeigt, noch so radikal wie die ersten Werke klingt, ist auf Grund des grunddüsteren Charakters und der inszenierten Wuchtigkeit nicht weiter schlimm. Ein sechster oder siebter Gang hätte dem Getriebe jedoch trotzdem gut getan.

Auch wenn der Samael nie zuverlässig war und jedes neue Modell in Form einer Silberscheiblette wieder eine Überraschung darstellte: Samaels Konstrukteure haben immer das fabriziert, wozu sie Laune hatten und gerade diese Spiellaune zieht sich wie ein roter Faden durch alle Modelle hindurch. Deshalb: Chapeau für Mut und Vielseitigkeit und Gratulation zu einem neuen Gefährt, das an Durchschlagskraft genauso wie an Tiefe und Dichte strotzt! Wenn das nächste Mal noch ein paar Pferdestärken hinzu gepackt werden und die technischen Gimmicks wieder vermehrt weg gelassen werden, kaufe ich mir bestimmt auch den nächsten Samael.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

8/2011

Format

CD

Land

Genre

Black Metal