Pünktlich im gewohnten Zweijahrestakt bringt Nattverd mit "Tidloes Naadesloes" ihr fünftes Studioalbum auf den Markt und beweisen damit einmal mehr, dass ihre Fähigkeit, kompromisslosen und intensiven Black Metal zu kreieren, ungebrochen ist. Das norwegische Quintett, das sich in den düsteren Traditionen von Bands wie Tjuder, Marduk und Urgehal bewegt, bleibt sich treu und liefert ein Album, das die rohe Brutalität und die tief verwurzelte Dunkelheit des Genres mit einer neuen Schicht an Melodie und Eingängigkeit versieht.

Im Vergleich zum Vorgänger klingt "Tidloes Naadesloes" etwas melodischer und zugänglicher. Während die gnadenlosen Blastbeats und die frostigen Gitarrenwände nach wie vor die treibende Kraft hinter dem Sound sind, erlauben sich Nattverd in diesem Werk kleinere, aber bemerkenswerte Experimente im Bereich der Melodie. Diese Nuancen heben das Album von den früheren, fast unnachgiebigen Veröffentlichungen ab, ohne die Brutalität des Klangs zu schmälern. Es ist ein Balanceakt, der den Hörer auf den ersten Blick packt, ihn aber gleichzeitig mit einer unterschwelligen Komplexität in den Bann zieht. Die Melodien fließen geschmeidiger, als man es von der Band erwarten würde, doch niemals auf eine Art, die den Eindruck eines weicheren Albums hinterlässt. "Tidloes Naadesloes" bleibt ein schwarzes Monument der finsteren Kunst, das sich nie zu sehr in verträumte Gefilde verirrt.

Die Produktion ist messerscharf und präzise, wobei jedes Instrument auf seine eigene Weise zum Gesamtklang beiträgt. Die Gitarrenarbeit von Atyr und Aven bleibt gnadenlos aggressiv und packend, während der Bass von Sveinr tief im Hintergrund knurrt und eine fast unheimliche Atmosphäre erschafft. Rentons Drums liefern die notwendige Energie und Härte, die das Album antreiben, ohne jemals den fließenden Rhythmus aus den Augen zu verlieren. Doch was "Tidloes Naadesloes" besonders auszeichnet, ist der Gesang von Ormr, der den Sound mit seiner durchdringenden, beinahe unheimlichen Stimme zu einem markanten Markenzeichen der Band macht.

Im Vergleich zu früheren Arbeiten ist der Zugang zum neuen Album tatsächlich ein wenig einfacher, die Stücke bleiben durch ihre melodischen Elemente etwas länger im Gedächtnis. Dennoch bleibt der Geist von Nattverd unverändert: Sie erfinden nichts neu, sondern perfektionieren ihre eigene düstere Formel. "Tidloes Naadesloes" ist der Beweis, dass Nattverd zu den fähigsten Architekten der Norwegischen Black-Metal-Szene zählen, die in der Lage sind, ein Monument zu errichten, das sowohl ein Gefühl der Vertrautheit als auch der Frische ausstrahlt. Besondere Erwähnung verdient die Kollaboration mit Hoest (Taake), der in den Titeln „Iskalde Horn“, „Raate og Raatt“ und dem düsteren Cover von Dødheimsgard's „Naar Vi Har Dolket Guds Hjerte“ mit seiner dunklen Stimme eine einzigartige Dimension von Gefahr und Schrecken hinzufügt. Wie immer klingt Hoests Gesang gleichzeitig wie ein kaltes Schwert und ein ritueller Fluch, der die ohnehin schon finstere Musik von Nattverd in eine neue, beinahe übernatürliche Sphäre hebt.

Insgesamt ist das neue Album von Nattverd ein weiteres beeindruckendes Beispiel für den kreativen und musikalischen Fortschritt einer Band, die weiß, wie man die Essenz des Black Metal in ihrer brutalsten, aber zugleich verführerischsten Form einfängt. Ein Album, das die finstere Atmosphäre des Genres würdig bewahrt, während es sich trotzdem durch eine gewisse Eingängigkeit von den reinsten Traditionen abhebt. Die Melodie mag nun etwas mehr Raum einnehmen, doch sie tut dies ohne jegliche Kompromisse im Bereich der Dunkelheit oder Brutalität. Wer die Band und ihren düsteren Stil liebt, wird mit "Tidloes Naadesloes" auf jeden Fall ein weiteres Meisterwerk erleben.

 

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

 

Soulseller

Veröffentlichung

 

02/2025

Format

 

CD

Land

 

Norwegen

Genre

 

Black Metal

 

Tracklist

01.Iskalde Horn
02.Doedsfugl
03.For Aa Kunne Bli Doedt
04.Hvisk Deg Vekk
05.Raate Og Raatt
06.De Sviande Ord Vaagar Ikje
For Sitt Liv
07.Udyr
08.Med Kniven I Oeyet
09.Naar Vi Har Dolket Guds Hjerte (Dødheimsgard cover)
10.Ens Egen Grav