Wenn sich zwei Geister von derart kompromissloser künstlerischer Vision zusammentun wie K.M. von "Ars Magna Umbrae" und E. von "Cultum Interitum", dann ist das Resultat selten belanglos. Und "Ekstasis of Subterranean Currents", das Debüt ihres neuen Projekts Thanatorean, ist alles andere als belanglos – es ist ein akustisches Ritual, ein klaffender Riss in der stofflichen Welt, aus dem schwarze Gase der Unterwelt aufsteigen.

Was dieses Werk so eindrucksvoll macht, ist nicht bloß seine rohe, aggressive und dissonante Klanglandschaft – sondern die fast kultische Hingabe, mit der diese Finsternis beschworen wird. Thanatorean verweigern sich der Verlockung des Avantgardismus, wie man ihn von "Ars Magna Umbrae" kennt, und schlagen stattdessen ein anderes Tor zur Verdammnis auf: eines, das tiefer liegt, modriger riecht, das nach Eisen, Blut und uralten Ängsten schmeckt. Hier wird nichts geschönt oder umspielt – die Dunkelheit kommt nicht durch atmosphärische Interludien, sondern kriecht in jedem Riff, jeder kratzenden Gitarrenlinie und in E.s unmenschlichem Grollen aus den Boxen.

Der Sound ist katakombal, klaustrophobisch, eine Kakophonie aus Dissonanz und Melodie, die wie Knochen durch modrige Erde brechen. Die Gitarrenlinien wirken, als würden sie in Fieberträumen entstehen – wie sich windende Würmer in einem Leib ohne Seele, ein musikalisches Bild des Verfalls. Die Drums schlagen wie Grabsteine auf kalten Boden, und E.s Stimme ist weniger Gesang als dämonische Beschwörung, ein Rufer aus den Tiefen jenseits des Todes.

Die thematische Ausrichtung ist dabei ebenso kompromisslos wie der Sound: "Ekstasis of Subterranean Currents" ist keine Lobpreisung der wilden Natur oder nordischer Mythen. Thanatorean graben tiefer. Es geht um den Kult des Todes, die Mystik des Verfalls, die ekstatische Erleuchtung durch das Unvermeidliche. Dies ist Musik für jene, die sich mit offenen Augen der Leere stellen, die das Jenseits nicht fürchten, sondern darin eine perverse Erlösung erahnen.

Gerade in einer Szene, in der viele versuchen, mit immer komplexeren Arrangements und kunstvoller Produktion zu glänzen, ist Thanatorean eine Rückbesinnung auf das essentielle Grauen des Black Metal – roh, unverfälscht und durchdrungen von einem echten metaphysischen Ernst. Und doch: So kompromisslos dieses Album auch ist, es ist durchzogen von einer subtilen Melodik, einer unterschwelligen Schönheit, die sich erst offenbart, wenn man sich ganz der Dunkelheit überlässt.

Die visuelle Gestaltung – das Artwork von Drahmarduk, das Logo von BMS Illustration, das Design von Francesco Gemelli – trägt ihr Übriges dazu bei: alles wirkt wie aus einer Welt, in der das Leben längst gewichen ist und nur noch Schatten regieren.

Wer sich zu Hause fühlt bei Bands wie Akhlys, Qrixkuor, Blut aus Nord oder Negative Plane, wird hier nicht nur fündig, sondern erlöst. "Ekstasis of Subterranean Currents" ist kein einfaches Hörerlebnis – es ist ein okkulter Tauchgang in eine Dimension, in der Musik nicht mehr Medium, sondern Ritual ist. Thanatorean liefern mit ihrem Debüt ein erschütternd intensives Werk ab, das alles mit sich reißt, was sich nicht festklammert. Eine schwarze Messe aus Klang, durchdrungen von Tod, Ekstase und transzendenter Gewalt. Für jene, die das Dunkel nicht nur hören, sondern atmen wollen.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

 

Voidhanger

Veröffentlichung

 

06/2025

Format

 

CD

Land

 

Polen

Genre

 

Black Metal

Tracklist

01. The Descent
02. With Tongues
03. Thrice​-​Hexed
04. Tranquil Trueness of End
05. De Profundis
06. To Abyss Sacrosanct
07. In Reverent Throes
08. Bound Beneath and Beyond
09. Ekstasis of Subterranean Currents