Ein Donnerschlag durch den Nebel der Zeit: Mit "Uihtis" (übersetzt: „Die Jagd“) erhebt sich Arkhaaik wie ein archaischer Titan aus den Tiefen der Bronzezeit, bereit, unsere geschliffenen Hörgewohnheiten mit speerschwingender Wucht zu zertrümmern. Fünf Jahre nach dem 2019er Debüt wütet der Zürcher Kult-Act aus dem Dunstkreis des ehemaligen Helvetic Underground Committee (Ateiggär, Kvelgeyst, Ungfell, etc.) – nun Jünger Tumilon genannt – wieder in voller Stärke, ohne auch nur einen Funken seines okkulten Charmes eingebüßt zu haben.

Schon mit den ersten Takten von „Geutores Suhnos“ bricht eine Urgewalt los, die sich nicht mit der üblichen Raserei des Genres begnügt. Stattdessen peitscht Drummer Voidgaunt ein rituelles Trommelfeuer aus reduzierter Brutalität und eleganter Wildheit über das Land – ein Taktgefühl wie aus einem verlorenen Zeitalter, in dem Jagd noch eine metaphysische Praxis war. Diese Verbindung aus martialischer Erdverbundenheit und mystischer Entrückung zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk.

Arkhaaik – das ist keine Band im klassischen Sinn. Es ist ein Totem, ein sprechender Obelisk, errichtet von Karapan Darvish und Menetekel, mit Blut, Schweiss und einer kompromisslosen Vision. Auf "Uihtis" beschwören sie nicht nur eine Jagd im wörtlichen Sinn – das Zeremoniell des Tötens, das Erheben des Speeres gegen das heilige Tier – sondern erheben das Thema auf eine kosmologische Ebene: Die Sonne jagt den Mond, der Tag den Traum, das Leben den Tod. Die Grenze zwischen Tier und Jäger, Opfer und Täter, verschwimmt in einem Reigen aus Chaos und Ordnung.

Musikalisch bewegen sich Arkhaaik in monumentalen Bahnen: Die vier Tracks – allesamt jenseits der Zehn-Minuten-Marke – sind klangliche Steinkreise, zerklüftet und roh, aber exakt gesetzt. „Hagrah Gurres“ bietet flammende Riffs, die sich wie Speerspitzen in den Gehörgang bohren, während „HrkÞos Heshr Hiagom“ sich in schamanenhaften Drones und stampfenden Rhythmen verliert, um schliesslich in einem infernalischen Finale zu gipfeln. Den Abschluss bildet „Kerhos Mehnsos“, ein Abgesang auf die gejagte Welt, der wie das Echo eines untergehenden Zeitalters nachhallt – klagend, zornig, erhaben.

Die Lyrics – rekonstruiert aus urindoeuropäischen Sprachfragmenten – geben dem Album einen zusätzlichen Schleier des Geheimnisvollen. Man versteht nicht, was gesungen wird, aber man fühlt es. "Uihtis" ist keine Platte, die man hört – sie wird erlebt. Sie tropft vor Authentizität und mutet an wie der Ton einer brennenden Höhlenwand, aufgenommen in der Zeit, als Mythen noch Fleisch trugen.

Produziert wurde das Ganze in der Crypt, gemixt von der Band selbst, und veredelt durch das Mastering von Greg Chandler (Priory Studios) – eine technische Umsetzung, die dem Album die nötige Erdigkeit verleiht, ohne an Wucht zu verlieren.

Mit "Uihtis" liefern Arkhaaik ein Werk ab, das aus der Zeit gefallen scheint – und genau darin liegt seine Macht. Dies ist kein weiteres Stück atmosphärischer Black Metal; es ist ein rituelles Artefakt, eine sonore Speerschleuder, ein metaphysisches Hör-Epos von gewaltiger Tiefe. Wer sich darauf einlässt, wird nicht nur Zeuge einer Jagd – er wird selbst zum Gejagten.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

 

Eisenwald

Veröffentlichung

 

08/2025

Format

 

CD

Land

 

Schweiz

Genre

 

Black Metal

Tracklist

I. Geutores Suhnos
II. Hagrah Gurres
III. HrkÞos Heshr Hiagom
IV. Kerhos Mehnsos