"Ignored By Fear" ist inzwischen seit einigen Monaten draussen - mit etwas Verspätung nun auch mein Blick auf das Drittwerk der Norweger Thundra.

Vor dem Wechsel zur deutschen Plattenheimat Einheit Produktionen schipperten die Mannen um Harald Helgeson von Enslaved und Stein Sund von Einherjer zunächst unter der Flagge von Spikefarm ("Blood Of Your Soul"), wechselten nach nur mässigem Zuspruch seitens der Käuferschaft und einer sechsjährigen Kreativpause zur vergangenen Grösse Black Lotus Records ("Worshipped By Chaos") und schienen nie glücklich zu werden mit ihren jeweiligen Kooperationspartnern.
Vielleicht lagen diese permanenten Reibungspunkte begründet in fehlendem Support seitens der Label, denn in mein Hauptaugenmerk haben es Thundra eigentlich nie geschafft.
Jetzt soll alles besser werden, Einheit sollen und können es richten und gemeinsam setzt man die Segel.

Der erste Hördurchlauf verdeutlicht bereits die extreme Bandbreite, die Thundra ihrem Repertoire mittlerweile aufgezogen haben.
So findet sich anstatt der zu erwartenden Viking-Thematiken vorrangig einiges aus den Bereichen Black, Death und Progressive, was zwar keinen unmittelbaren Wiedererkennungswert schafft, "Ignored By Fear" aber aus der Masse hebt.
Faszinierend knüpft man den harten Stoff anstelle der paganen Sagenwelt nordischer Stämme, lavazähe Gitarren tummeln sich mit agilem Geknüppel und atmosphärisch-treibenden Old School-Riffs, dazu gesellt sich der permanent variierende Gesang, der zwischen Growls und Klargesang wählen kann, progressive Einschnitte liefern Lead Guitar und eine erhabene Goldkehle, die die Dramtik ins Geschehen bringt.
Fast möchte man sich der leicht avantgardistischen Progressivität ergeben und ins Träumen verfallen, doch reissen die nagenden Up-Tempo-Parts ein ums andere Mal jede Wolkenfassade nieder und bringen ihn unaufhaltsam heran, den Boden der Tatsachen.
Immerhin flirren stetig dezente und nur beim zweiten Hinhören wahrnehmbare Keyboardstreicheleinheiten durch den Raum, der ansonsten der nachdrücklichen Rohheit ausgeliefert wäre - wobei auch dies sicherlich kein unbedingtes Manko ausmachen würde, zu routiniert verfahren die Musikanten.
Besser ist aber die Abwechslung - im Falle von Thundra die Abwechslung in jeder Form - und so fordert ein kompositorisch starkes Album seine Krönung in Form einer packenden Produktion, die ich als Volltreffer bezeichnen möchte.

Bestimmt habe ich zahlreiche Feinheiten von "Ignored By Fear" in der relativ kurzen Zeit, die mir für diese Rezension zur Verfügung stand, noch nicht wahrgenommen, doch erhöht gerade das den Reiz, ein nahezu vollkommenes Album wie dieses wieder und wieder rotieren zu lassen und sich bei nächster Gelegenheit erneut zu versenken ins Reich des Nordens, ins Reich von Thundra.
Ich empfehle daher natürlich den Erwerb der Scheibe sowie intensives Einhören in die metallische Materie der Norweger!

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Einheit Produktionen

Veröffentlichung

1/2010

Format

CD

Land

Genre

Black Metal