Mit ihrem sechsten Album "Innern", das am 12. September 2025 via Season of Mist erscheint, versuchen Der Weg Einer Freiheit erneut, die Tiefen des menschlichen Geistes zu ergründen. Das Würzburger Quartett, bekannt für seine Mischung aus Black Metal und Post-Metal-Elementen, legt ein Werk vor, das als Meditation über Leid, Erneuerung und psychische Zerbrechlichkeit angepriesen wird. Doch trotz ambitionierter Ansätze bleibt "Innern" ein Album, das in seiner Introspektion oft mehr verspricht, als es hält, und sich in seiner eigenen Schwere zu verlieren droht.
Der Titel "Innern" deutet auf eine Reise nach innen, weg vom äußeren Lärm, hin zu einer Auseinandersetzung mit persönlichem und kollektivem Zerfall. Die sechs Tracks, die sich über 43 Minuten erstrecken, versuchen, die charakteristische Intensität der Band mit atmosphärischen Momenten zu verbinden. Doch wo frühere Werke wie "Stellar" oder "Noktvrn" durch klare Dynamik und emotionale Präzision überzeugten, wirkt "Innern" zuweilen überladen und unentschlossen. Nikita Kamprads Songwriting, im eigenen Studio produziert, ist zweifellos ambitioniert, aber die Ausführung bleibt hinter den Erwartungen zurück, die die Band selbst geschürt hat.
Der Opener „Marter“ (9:24) setzt mit wuchtigen Riffs und Kamprads rauem Gesang ein starkes Zeichen, doch die langgezogenen Passagen und wiederkehrenden Wechsel zwischen Aggression und Melancholie wirken eher ermüdend als mitreißend. Das Zusammenspiel von Kamprad und Nicolas Rausch an den Gitarren sowie Tobias Schulers präzises Schlagzeugspiel sind technisch einwandfrei, aber es fehlt an jener zwingenden Energie, die frühere Werke so fesselnd machte. „Xibalba“ (10:07) will mit seiner epischen Länge die Mechanismen der Angst – Medien, Propaganda, spirituelle Zersplitterung – sezieren, doch die repetitive Struktur und die überambitionierten Themen verlieren sich in einem Klangbrei, der die Geduld des Hörers strapaziert.
„Eos“ (7:30), die erste Single, versucht, Krieg und Erneuerung in einem post-humanen Kontext zu beleuchten, doch die elegischen Melodien wirken eher bemüht als inspirierend. Der Kontrast zwischen martialischen Rhythmen und ruhigen Passagen fühlt sich vorhersehbar an, als ob die Band auf bekannte Muster zurückgreift, ohne wirklich Neues zu wagen. „Forlorn“ (7:44), das in Englisch gesungene Stück, zeigt Kamprads Experimentierfreude mit klarem Gesang, doch die emotionale Tiefe, die hier angestrebt wird, bleibt oberflächlich und greift nicht wirklich ins Herz. Alan Noruspurs Bass, in seinem Studio-Debüt, fügt zwar etwas Wärme hinzu, kann aber nicht verhindern, dass das Stück in seiner Zerbrechlichkeit eher zerfällt, als zu berühren.
Die kürzeren Tracks „Fragment“ (6:24) und „Finisterre III“ (2:00) wirken wie Lückenfüller, die weder die Intensität noch die Atmosphäre des Albums retten können. Während Fragment in chaotischem Durcheinander versinkt, bleibt Finisterre III ein blasses Echo des gleichnamigen Vorgängeralbums, ohne dessen emotionale Wucht. Die Produktion, komplett von Kamprad übernommen, ist sauber, aber steril – sie fängt zwar die Details ein, doch fehlt ihr die rohe Energie.
Nach fünfzehn Jahren und einer beeindruckenden Entwicklung von ihrem selbstveröffentlichten Debüt bis zu "Noktvrn" scheint "Innern" ein Schritt in die falsche Richtung. Die Band will zu viel: philosophische Tiefe, emotionale Rohheit und musikalische Innovation vereinen, doch das Ergebnis wirkt überfrachtet und unausgegoren. Für Fans von Harakiri for the Sky oder Panopticon mag das Album Momente des Wiedererkennens bieten, aber es fehlt die Klarheit und Leidenschaft, die diese Vergleichsbands auszeichnen. "Innern" ist kein schlechtes Album, doch es bleibt hinter dem Potenzial der Band zurück und hinterlässt den Eindruck, dass die Reise nach innen hier eher in einer Sackgasse endet.
Albuminfo
Punkte |
3/5 |
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Label |
Season of Mist |
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Veröffentlichung |
09/2025 |
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Format |
CD |
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Land |
Deutschland |
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Genre |
Black Metal |
Tracklist
1. Marter 9:24
2. Xibalba 10:07
3. Eos 7:30
4. Fragment 6:24
5. Finisterre III 2:00
6. Forlorn 7:44