„Verfallsschemen“ ist ein Album, das seine Stärke gerade aus seiner Konsequenz bezieht. Aether kehren nach langer Stille nicht mit vorsichtigen Annäherungen zurück, sondern mit einem Werk, das in sich geschlossen wirkt und genau weiß, was es sein will. Vier lange Stücke genügen der Band, um einen dichten, in sich kreisenden Kosmos aus Melancholie, Kälte und innerer Spannung zu erschaffen.
Der Fokus auf ausgedehnte Kompositionen erweist sich dabei als klarer Vorteil. Die Songs atmen, entwickeln sich langsam und gewinnen durch Wiederholung an Tiefe. Hypnotische Riffs, klagende Melodielinien und das konstante Zusammenspiel der beiden Gitarren erzeugen eine Atmosphäre, die nicht nur düster ist, sondern auch erstaunlich viel emotionale Substanz besitzt. Der Gesang fügt sich organisch ein: roh, gepresst und glaubwürdig, weniger als Vordergrundelement denn als weiteres Instrument im Gesamtbild.
Was „Verfallsschemen“ besonders auszeichnet, ist die Balance zwischen Melancholie und Kraft. Trotz der depressiven Grundstimmung klingt das Album nie kraftlos oder leer. Im Gegenteil: Unter der Oberfläche brodelt eine spürbare Energie, die den langen Laufzeiten Spannung verleiht. Aether verstehen es, ihre Musik wütend und entschlossen klingen zu lassen, ohne in Hektik zu verfallen. Das kürzere Stück „Verfallen“ wirkt dabei wie ein komprimierter Kern des Albums – direkt, intensiv und besonders eindringlich.
Auch nach mehreren Durchläufen offenbart das Album immer neue Details. Was zunächst als monoton wahrgenommen werden könnte, entpuppt sich als bewusst reduzierte, sehr fokussierte Herangehensweise. Gerade an grauen Tagen entfaltet „Verfallsschemen“ seine volle Wirkung und zieht den Hörer tief in seinen Bann. Für Freunde von atmosphärischem, melancholischem Black Metal ist dies ein starkes, reifes Werk, das Geduld belohnt und durch seine Geschlossenheit lange nachhallt.
Albuminfo
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Punkte |
4/5 |
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Label |
Amor Fati |
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Veröffentlichung |
12/2025 |
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Format |
CD |
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Land |
Deutschland |
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Genre |
Black Metal |
Trackliste
01. Trümmerwelten 9:46
02. Die alte Stunde 9:45
03. Verfallen 6:30
04. Ins Nichts... 13:00
